Das Auto schlingert, kommt von der Straße ab und landet am Baum. Die Polizei vermutet zunächst, dass Alkohol im Spiel ist, doch es stellt sich heraus: Der Fahrer des Unglückswagens war unterzuckert. Zum Glück ist es beim Blechschaden geblieben. Diabetiker verursachen statistisch zwar nicht mehr Unfälle als andere Autofahrer. Doch wenn, ist meist Unterzuckerung dafür die Ursache. Deshalb müssen Diabetiker beim Autofahren besonders vorsorgen.
Diabetes ist in Deutschland mittlerweile eine Volkskrankheit. Rund sechs Millionen Menschen sind betroffen, Tendenz steigend. 90 Prozent der Betroffenen haben Typ-2-Diabetes (auch Altersdiabetes genannt) - eine Erkrankung, die neben einer genetischen Veranlagung vor allem auf Bewegungsmangel und ungünstige Ernährung zurückzuführen ist, und an der zunehmend auch immer mehr jüngere Menschen leiden.
Sowohl bei Diabetikern vom Typ 1 als auch vom Typ 2 kann es zu Unterzuckerungen kommen. Wie gefährlich das werden kann, zeigte erst kürzlich der Autounfall des Bundesliga-Fußballers Boris Vukcevic. Im unterzuckerten Zustand prallte der Hoffenheimer Mittelfeld-Spieler gegen einen Laster, dabei erlitt der Typ 1-Diabetiker schwere Kopfverletzungen.
"Damit niemand sich selbst und andere im Verkehr in Gefahr bringt, ist es ganz wichtig, dass man nur Auto fährt, wenn man sich wohl und fit fühlt - das gilt selbstverständlich für alle, nicht nur für Menschen mit chronischen Erkrankungen", sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Um fit im Auto zu sein, müssen Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel gut im Griff haben, die Warnsignale ihres Körpers kennen und für Notfälle gerüstet sein.
Das sind Warnsignale für Unterzuckerung:
- Zittern,
- Schweißausbrüche,
- Konzentrationsschwierigkeiten,
- Kopfschmerzen,
- Herzklopfen,
- Heißhunger,
- Bewusstlosigkeit oder gar Koma.
- Vor der Abfahrt den Blutzucker messen. Wenn er nicht in Ordnung ist, muss die Abfahrt verschoben werden.
- Schnell wirkende Kohlenhydrate wie Traubenzucker, Cola oder Gummibärchen müssen beim Fahren greifbar sein.
- Bei längeren Fahrten alle zwei Stunden den Blutzucker messen.
- Achtung: Alkoholgenuss am Vorabend, aber auch Infekte und große Anstrengung erhöhen die Gefahr für Unterzuckerung.
- Wenn sich die Werte nach einer Unterzuckerung wieder erhöht haben, fahren Sie nicht gleich wieder los, sondern machen Sie noch eine Kontrollmessung.
- Dokumentieren Sie Ihre Werte in einem Tagebuch, so dass Sie den Verlauf im Fall des Falles belegen können.
Auf die Kohlenhydratmenge achten
Am größten ist das Risiko für Diabetiker, die Insulin spritzen. "Sie sollten das Thema Autofahren deshalb auch sorgfältig mit ihrem Arzt besprechen", sagt Ebel. Aber auch wer blutzuckersenkende Tabletten einnimmt, muss mögliche Unterzuckerungen im Auge behalten. Wichtig ist hier, auf die richtige Kohlenhydratmenge im Essen zu achten. Ist der Mediziner der Ansicht, dass der Patient gerade oder gar nicht in der Lage ist, Auto zu fahren, kann er das Autofahren verbieten. Gründe dafür können beispielsweise sein, dass der Stoffwechsel in der Vergangenheit zu häufig aus dem Gleichgewicht geraten ist, dass das Umstellen der Therapie den Stoffwechsel durcheinander gebracht hat oder dass der Patient Unterzuckerungen nicht richtig wahrnehmen kann. Wer trotzdem fährt, macht sich womöglich strafbar. Vor allem: "Auch wenn der Arzt keine Behörde ist, sollten Patienten sich an seine Vorgabe halten. Es geht schließlich nicht nur um die eigene Sicherheit, sondern auch um die der anderen", sagt Ebel.In manchen Fällen ist es ratsam oder wird sogar von Amts wegen vorgeschrieben, dass für die Fahrtauglichkeit ein Gutachten erstellt werden muss. Das gilt beispielsweise für Diabetiker, die den Führerschein machen wollen und Insulin spritzen. Die genauen gesundheitlichen Auflagen sind regional unterschiedlich, die Behörden vor Ort informieren darüber. Gutachten erstellt ein Diabetologe mit verkehrsmedizinischer Zusatzausbildung. Aber nicht nur die bevorstehende Führerscheinprüfung, sondern auch andere Situationen können ein solches Gutachten erforderlich machen. Das kann der Fall sein, wenn Diabetiker in einen Unfall verwickelt sind oder sich im Verkehr auffällig verhalten.
Wer den Führerschein schon hat und dann Diabetes bekommt, muss seine Krankheit nicht bei den Behörden melden oder gar den Führerschein abgeben. Das bedeutet allerdings nicht, dass man das Risiko einer möglichen Unterzuckerung dann auf die leichte Schulter nehmen darf. "Am besten fährt man als Diabetiker damit, wenn man darin geübt ist, die Alarmsignale, die der Körper aussendet, zu erkennen und das Wissen hat, schnell darauf reagieren zu können", sagt Ebel.