Sonntag, 5. Mai 2013

Hausaufgaben: Ungestört geht es besser


Aus dem mp3-Player schallt Musik, im Fernsehen läuft eine Reality-Soap, und außerdem müssen Englischvokabeln gepaukt werden: Für viele Schüler in Deutschland gehört das mittlerweile zum Alltag. Obwohl es dem Nachwuchs nicht gut tut, akzeptiert ein Großteil der Eltern dieses Verhalten. Das hat eine repräsentative Umfrage der AOK unter 1.000 Eltern gezeigt. "Bei der Umfrage kam heraus, dass knapp die Hälfte der 13- bis 16-Jährigen während der Hausaufgaben Musik hört. Bei zwölf Prozent ist sogar der Fernseher an", weiß Kerstin Blaszkowski, Jugendexpertin im AOK-Bundesverband, die zusammen mit dem Marktforschungsinstitut "Produkt + Markt" die Umfrage durchgeführt hat.

Zwar merken 78 Prozent der befragten Eltern von Kindern im Alter von 13 bis 16 Jahren, dass es ihrem Nachwuchs nicht gut tut, wenn er sich ständig von verschiedenen Medien berieseln lässt. Allerdings sind etwa 25 Prozent von ihnen der Meinung, dass sich ihr Kind auch dann gut auf die Hausaufgaben konzentrieren kann, wenn nebenbei Musik oder der Fernseher laufen. "Genauso viele Mütter und Väter von Heranwachsenden in dieser Altersgruppe glauben sogar, dass es gut für die Entwicklung ihres Kindes ist, wenn es mehrere Dinge gleichzeitig erledigt", so Blaszkowski.

Musik und TV lenken ab


Dabei lenken Musik oder ein Fernseher, der im Hintergrund läuft, Kinder und Jugendliche von ihren Schulaufgaben ab. Auf diese Weise arbeiten sie weniger effektiv und brauchen länger, um die Aufgaben zu erledigen oder den Lernstoff zu bewältigen. Der Lernerfolg stellt sich verzögert ein oder bleibt aus. "Sorgen Sie dafür, dass Musik, der Computer und der Fernseher bei den Hausaufgaben ausgeschaltet sind", appelliert Ulrike Plogstieß, Diplom-Psychologin im AOK-Bundesverband, an die Eltern. Auch Geschwister und Freunde sollten in dieser Zeit nicht stören. In einer ruhigen Umgebung können Kinder und Jugendliche ihre Aufgaben schneller und effektiver erledigen. Hinterher haben sie dann mehr Zeit für Hobbys, Freunde, Sport oder zur Erholung.

Der Versuch, mehrere Aufgaben zur selben Zeit zu erledigen, funktioniert nicht. So ist es beispielsweise schwierig, gleichzeitig für eine Mathearbeit zu büffeln, fernzusehen und zu chatten. "Die Aufmerksamkeit ist geteilt", weiß Plogstieß, "nach jeder Unterbrechung braucht man Zeit, um sich wieder auf die eigentliche Arbeit konzentrieren zu können." Den Medienkonsum ihrer Kinder sollten Eltern begrenzen. "Stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Nachwuchs klare Regeln auf und achten Sie darauf, dass sie eingehalten werden", rät Plogstieß. Zwölf- bis 13-Jährige sollten nicht mehr als 75 Minuten täglich fernsehen und elektronische Medien wie Computer oder Spielkonsolen nutzen. Das empfiehlt die Initiative "Schau hin!" des Bundesfamilienministeriums.

Klare Regeln geben Halt


Wie wichtig klare Regeln beim Medienkonsum sind, hat auch die AOK-Familienstudie gezeigt. Danach sind Kinder, deren Eltern ihre Mediennutzung nicht oder nur selten begrenzen, häufiger übergewichtig als Jungen und Mädchen, deren Eltern gemeinsam mit ihnen festlegen, wie lange sie täglich vor dem Fernseher und Computer sitzen dürfen.

Die Studie hat auch gezeigt, dass klare Vereinbarungen den Kindern Halt geben und ihre Gesundheit fördern. Im Rahmen der AOK-Familienstudie 2010 hat die Gesellschaft für angewandte Sozialforschung im Auftrag der AOK untersucht, was Eltern dazu beitragen können, dass ihre Kinder gesund aufwachsen. Dazu wurden im Frühjahr 2010 mehr als 2.000 Mütter und Väter in Deutschland befragt.

Stand 05/11