Kopfweh, Bauchschmerzen, Rückenbeschwerden - bei Kindern und
Jugendlichen haben chronische Leiden dieser oder ähnlicher Art oft keine
organischen, sondern psychische Ursachen. Experten sprechen von
'Schmerzstörungen‘, wenn das Alltagsleben dadurch so beeinträchtigt
wird, dass Schulbesuch und Freizeitspaß zur Qual oder gar unmöglich
werden. In Deutschland gelten mehr als 300.000 Kinder und Jugendliche
als betroffen, so eine Studie des Deutschen Kinderschmerzzentrums
Datteln.
Mit Schmerzstörungen bei jungen Menschen befassten sich auf
Einladung der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) 120 Fachleute aus der Kinder-
und Jugendmedizin. Im Vordergrund standen Früherkennung und Behandlung
dieser ernstzunehmenden Erkrankung. Frühes Erkennen, genaues Nachfragen und richtige Klassifizierung - das
sind nach Meinung der Experten die Grundpfeiler für eine optimale
Behandlung.
Dazu gehöre vor allem, die betroffenen Kinder nach der Art und Intensität ihrer Schmerzen zu befragen, so Dr. Judith Kappesser
von der Justus-Liebig-Uni, Gießen. "Erwachsene nehmen Schmerzen anders
wahr als Kinder. Wenn die Eltern deren Schmerzen unterschätzen, können
wir die jungen Menschen nicht angemessen behandeln", so die
Mitarbeiterin der Abteilung für klinische Psychologie und Psychotherapie
der Giessener Uni-Klinik.
PD Dr. med. habil Johannes Buchmann von der Universität
in Rostock betonte, dass gerade bei kindlichen Kopfschmerzen der Ort
und die Intensität genau bestimmt werden müssen, um die Beschwerden etwa
durch eine manuelle ostheopatische Therapie adäquat zu behandeln.
Vor einer Chronifizierung von Schmerzen bei jungen Menschen warnte Prof. Boris Zernikow
vom Deutschen Kinderschmerz- und -Palliativzentrum in Datteln und
sprach damit die große Bedeutung einer frühen Diagnose an. "Sind die
Beschwerden aber schon chronisch, ist es wichtig, den Kindern zu helfen,
ihre Wahrnehmung umzulenken und die Schmerzen in den Hintergrund zu
drängen", so Zernikow, "für die Eltern heißt das zum Beispiel, das Kind
nicht dauernd nach seinem Befinden zu fragen."
Hintergrund:
Die Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL) verfügt über 110 vollstationäre Plätze. Auf
insgesamt 12 Stationen erhalten hier Kinder- und Jugendliche mit
psychischen Störungen professionelle Hilfe. 20 zusätzliche Plätze stehen
jungen Menschen mit einer Suchtproblematik zur Verfügung. Behandelt
werden Patienten ab dem fünften bis zum 18. Lebensjahr. Das
Versorgungsgebiet der LWL-Universitätsklinik Hamm umfasst neben der
Stadt Hamm die Kreise Unna, Warendorf, Soest und Gütersloh. Die Klinik
bietet regelmäßig Fortbildungen mit Fachleuten an, zum Beispiel im
kommenden November zum Thema ADHS.
LWL-Einrichtung:
LWL-Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Hamm
Heithofer Allee 64
59071 Hamm
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