Montag, 29. Juli 2013

Wenn Dauerschmerz die Kindheit stört

Kopfweh, Bauchschmerzen, Rückenbeschwerden - bei Kindern und Jugendlichen haben chronische Leiden dieser oder ähnlicher Art oft keine organischen, sondern psychische Ursachen. Experten sprechen von 'Schmerzstörungen‘, wenn das Alltagsleben dadurch so beeinträchtigt wird, dass Schulbesuch und Freizeitspaß zur Qual oder gar unmöglich werden. In Deutschland gelten mehr als 300.000 Kinder und Jugendliche als betroffen, so eine Studie des Deutschen Kinderschmerzzentrums Datteln. 

Mit Schmerzstörungen bei jungen Menschen befassten sich auf Einladung der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) 120 Fachleute aus der Kinder- und Jugendmedizin. Im Vordergrund standen Früherkennung und Behandlung dieser ernstzunehmenden Erkrankung. Frühes Erkennen, genaues Nachfragen und richtige Klassifizierung - das sind nach Meinung der Experten die Grundpfeiler für eine optimale Behandlung.

Dazu gehöre vor allem, die betroffenen Kinder nach der Art und Intensität ihrer Schmerzen zu befragen, so Dr. Judith Kappesser von der Justus-Liebig-Uni, Gießen. "Erwachsene nehmen Schmerzen anders wahr als Kinder. Wenn die Eltern deren Schmerzen unterschätzen, können wir die jungen Menschen nicht angemessen behandeln", so die Mitarbeiterin der Abteilung für klinische Psychologie und Psychotherapie der Giessener Uni-Klinik.

PD Dr. med. habil Johannes Buchmann von der Universität in Rostock betonte, dass gerade bei kindlichen Kopfschmerzen der Ort und die Intensität genau bestimmt werden müssen, um die Beschwerden etwa durch eine manuelle ostheopatische Therapie adäquat zu behandeln.

Vor einer Chronifizierung von Schmerzen bei jungen Menschen warnte Prof. Boris Zernikow vom Deutschen Kinderschmerz- und -Palliativzentrum in Datteln und sprach damit die große Bedeutung einer frühen Diagnose an. "Sind die Beschwerden aber schon chronisch, ist es wichtig, den Kindern zu helfen, ihre Wahrnehmung umzulenken und die Schmerzen in den Hintergrund zu drängen", so Zernikow, "für die Eltern heißt das zum Beispiel, das Kind nicht dauernd nach seinem Befinden zu fragen."

Hintergrund:
Die Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) verfügt über 110 vollstationäre Plätze. Auf insgesamt 12 Stationen erhalten hier Kinder- und Jugendliche mit psychischen Störungen professionelle Hilfe. 20 zusätzliche Plätze stehen jungen Menschen mit einer Suchtproblematik zur Verfügung. Behandelt werden Patienten ab dem fünften bis zum 18. Lebensjahr. Das Versorgungsgebiet der LWL-Universitätsklinik Hamm umfasst neben der Stadt Hamm die Kreise Unna, Warendorf, Soest und Gütersloh. Die Klinik bietet regelmäßig Fortbildungen mit Fachleuten an, zum Beispiel im kommenden November zum Thema ADHS.


LWL-Einrichtung:
LWL-Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Hamm
Heithofer Allee 64
59071 Hamm
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