Wie komplex die Bewertung von Nachhaltigkeitskriterien ist, zeigt
erneut eine Öko-Effizienzstudie, die die Fruchtsaftindustrie in Auftrag
gegeben hat um auszuloten, wie man über nachhaltige Produktion an die
Verbraucher am besten herantreten kann. Klaus Heitlinger vom Verband der
deutschen Fruchtsaft-Industrie berichtete im November auf einer Tagung
des Institutes für Nachhaltiges Management (ifnm) in Bonn, nach der
aufwändigen Auswertung umfangreicher Daten sei bislang keine Größe
erkennbar, die die Komplexität der Nachhaltigkeitsbewertung für
"Nichteingeweihte" ausdrücken könne. Zwar sei der CO2-Wert am ehesten
bekannt (aus der Automobilindustrie), er sei aber im Fall Apfelsaft nur
für drei Prozent der Umweltbelastung verantwortlich.
Spätestens seit 2011 besteht Einigkeit darüber, dass eine Kennzeichnung
von Lebensmitteln mit einem so genannten Carbon Footprint ungeeignet
ist. Dass er auch für die Kommunikation mit den Verbrauchern nicht
taugt, war auch schon das Urteil von Dr. Jenny Teufel vom Öko-Institut
Freiburg auf einer Tagung des ifnm im letzten Jahr gewesen.
Für die Analyse wurden die exakten Umweltwirkungen der
Apfelsaftproduktion aus den verschiedenen Anbauformen von Streuobst bis
deutsche und osteuropäische Plantage, von Direktsaft bis Konzentrat und
für diverse Verpackungssysteme von Karton bis Glas und Einweg bis
Mehrweg erfasst. Damit wurden 100 Prozent des in Deutschland
hergestellten Apfelsaftes erfasst. Ermittelt wurde eine CO2 Fracht der
Apfelsäfte in den verschiedenen Verpackungen zwischen 260g bis 370g CO2
je Liter. Bei Berücksichtigung aller Kriterien, die in die Analyse
eingingen (Wasserbelastung, Luftbelastung, Flächenverbrauch, Kosten,
Toxizität, Abfälle, Arbeitssicherheit) konnte kein eindeutiger Gewinner
des Rankings ermittelt werden.
Aus ökologischer Sicht liegen alle Varianten sehr nahe beieinander. Als
ökoeffizienteste Variante, hier werden auch die Kosten einbezogen, wurde
in diesem Vergleich der Apfelsaft im Karton ermittelt. So lieferte die
Studie nach Ansicht des Verbandes zwar Optimierungshinweise für einzelne
Prozessschritte, beim Anbau ebenso wie bei der Verpackung und Reinigung
der Flaschen. Bei der Frage nach der adäquaten Kommunikation mit dem
Verbraucher hat sie aber nicht weitergeholfen.
Heitlinger betonte, trotz der bisherigen Schwierigkeiten, die eigenen
Nachhaltigkeitsaktivitäten dem Verbraucher gegenüber zu kommunizieren,
halte er es aus Verantwortung gegenüber der Welt und ihren Bewohnern für
notwendig, die gesamte Lebensmittelproduktion auf nachhaltige
Produktion umzustellen. Er halte aber nichts von einzelnen
Leuchtturmprojekten, die trotz großem PR-Aufwand ohne großen Effekt
blieben.
Britta Klein, www. aid.de