Donnerstag, 2. Mai 2013

Mit Spritze ins Flugzeug


Diabetiker können genauso in den Urlaub fahren wie Gesunde – sie sollten sich nur noch sorgfältiger vorbereiten. "Besprechen Sie sich vor Reiseantritt mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich beraten", empfiehlt Rajko Ninic, Arzt für Innere Medizin im AOK-Bundesverband. Wie alle anderen Reiselustigen sollten Diabetiker rechtzeitig vor der Reise überprüfen, ob der Schutz gegen Tetanus und Diphtherie noch ausreicht und ob sie weitere Impfungen benötigen, etwa gegen Hepatitis A und B. Alle Schutzimpfungen sollten vor Reiseantritt abgeschlossen sein. "Besorgen Sie sich außerdem einige Bescheinigungen", rät AOK-Arzt Ninic. 

Dazu gehören ein deutscher und ein internationaler Diabetiker-Ausweis, der in der Sprache des Urlaubslandes oder in Englisch verfasst sein sollte. Einen solchen Ausweis kann man beispielsweise beim Deutschen Diabetiker Bund anfordern. So weiß im Notfall auch ein fremder Arzt schnell, was getan werden muss.

Insulinpflichtige Diabetiker sollten sich von ihrem behandelnden Arzt bescheinigen lassen, dass sie auf Insulin angewiesen sind und einen Pen oder eine Spritze mitnehmen müssen. "Um Missverständnissen vorzubeugen, ist es sinnvoll, sich diese Bescheinigung auch auf Englisch ausstellen zu lassen", sagt Ninic. Das ist besonders bei Flugreisen entscheidend, da spitze Gegenstände an Bord eigentlich nicht erlaubt sind.


Diabetesbedarf für einige Tage ins Handgepäck


Den Diabetesbedarf müssen Patienten in der Sicherheitskontrolle am Flughafen vorzeigen. Am besten ist es, wenn sie sich gleich als Diabetiker ausweisen und dadurch den Inhalt des Handgepäcks erklären. Schon vor dem Flug sollten sie sich über die Sicherheitsbestimmungen informieren – diese können je nach Fluggesellschaft unterschiedlich sein. Besonders strenge Bestimmungen gelten bei Flügen in die USA. Bei manchen Fluggesellschaften kann man vorab auch spezielle Kost für Diabetiker bestellen.

Im Handgepäck sollten Patienten den Diabetesbedarf für zwei bis drei Tage mitnehmen. Dazu gehören Medikamente, Spritzen oder Pen, ein Blutzuckermessgerät mit Teststreifen, Lanzetten und Stechhilfe. Wer zu schweren Unterzuckerungen neigt, sollte ein Glukagonset dabei haben. Der komplette Insulinvorrat gehört ebenfalls ins Handgepäck, denn im Frachtraum des Flugzeuges besteht die Gefahr, dass er gefriert. Bei Reisen in warme Länder empfiehlt es sich, eine Kühltasche für das Insulin und die Teststreifen mitzunehmen.

Den weiteren Diabetesbedarf können Reisende im Koffer verstauen. "Nehmen Sie den doppelten Vorrat an Medikamenten und Hilfsmitteln mit, den Sie voraussichtlich benötigen", empfiehlt AOK-Mediziner Ninic. Geht zum Beispiel ein Pen kaputt, ist es im Ausland oft schwierig, einen gleichwertigen Ersatz zu bekommen. Außerdem können die Blutzuckerwerte durch ungewohnte Bedingungen am Urlaubsort stärker schwanken als zu Hause. Da bei Flugreisen immer mal Gepäckstücke später ankommen oder verloren gehen, ist es sinnvoll, den Diabetesbedarf auf verschiedene Gepäckstücke zu verteilen.

Zeitverschiebung bedenken


"Denken Sie bei Fernreisen auch an die Zeitverschiebung", sagt AOK-Mediziner Ninic. Das ist bei Zeitunterschieden von mehr als drei Stunden notwendig. So benötigen Diabetiker bei einer längeren Flugreise nach Westen, bei der sich auch ihr Tag verlängert, etwas mehr Insulin. Verlängert sich der Tag beispielsweise um sechs Stunden – also einen viertel Tag – erhöht sich auch die benötigte Insulinmenge um etwa ein Viertel. Beim Rückflug oder bei einer Flugreise nach Osten sollten sie die Insulindosis verringern. Vor Ort können sie sich dann an die jeweilige Ortszeit anpassen. 

Bei langen Autofahrten in den Urlaub sollten Diabetiker alles tun, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. "Machen Sie alle anderthalb bis zwei Stunden eine Pause und messen Sie Ihren Blutzuckerwert", sagt Ninic. Damit der Blutzuckerspiegel nicht zu stark sinkt, sollten Patienten Traubenzucker und kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel wie Brot, Obst und Kekse dabei haben. Bei geringsten Anzeichen einer Unterzuckerung sollten sie sofort anhalten und etwas essen. Sinnvoll ist es, erst weiterzufahren, wenn die Konzentrationsfähigkeit wiederhergestellt ist.


Öfter Blutzucker messen


Bei Flugreisen und Reisen mit Bus und Bahn ist es ebenfalls wichtig, mindestens alle drei Stunden den Blutzuckerspiegel zu messen. Das gilt auch nach der Ankunft am Urlaubsort. Denn durch ungewohntes Klima und Essen, Zeitverschiebung und körperliche Betätigung können die Werte schwanken. Wer regelmäßig misst, kann schnell darauf reagieren.

Den Insulinvorrat sollten Reisende bei einer Temperatur zwischen vier und acht Grad Zelsius lagern. In warmen Ländern sollten Diabetiker das Insulin gut kühlen, da es bei großer Hitze seine Wirkung verlieren kann. Nur kurzfristig ist es bis 40 Grad haltbar. Am Urlaubsort kann man es zusam-men mit den Teststreifen im Kühlschrank oder in einer Kühlbox aufbewahren – auf keinen Fall jedoch im Gefrierfach. Im Skiurlaub oder bei Reisen in kalte Gegenden sollten Diabetiker das Insulin am Körper tragen, um es vor Kälte zu schützen.