Mittwoch, 1. Mai 2013

Aquakultur: Fischfutter aus Insektenlarven


Der steigende Fleisch- und Fischkonsum weltweit führt zu einem Eiweißengpass in der Nutztierfütterung. Davon betroffen ist auch die Aquakultur, denn die meisten der in Aquakultur gehaltenen Fische sind Raubfische und die Verfütterung pflanzlicher Eiweißfuttermittel ist nur bedingt möglich. Die Nachfrage nach Fischmehl für die Aquakultur verschärft zusätzlich den Druck auf die weltweiten Fischbestände. 20 bis 25 Millionen Tonnen Kleinfische aus den Weltmeeren werden jährlich zu Fischmehl verarbeitet.

"Mindestens 80 Prozent der Inhaltsstoffe heutiger Futtermittel für Lachs, Forelle, Dorade oder Wolfsbarsch stehen in direkter oder indirekter Konkurrenz zur menschlichen Ernährung: Getreidemehl, Soja, Fischmehl", erklärt Andreas Stamer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Das veranlasste das FiBL und Partner aus der Industrie und anderen Forschungseinrichtungen dazu, nachhaltige Proteinträger für Hochleistungsfischfutter zu suchen. Das Futter sollte sehr gut verdaulich sein, gute Wachstumsleistungen erbringen und die Gewässer möglichst wenig belasten.

Einen vielversprechenden Ansatz sehen die Forscher in der Zucht von Insektenlarven. Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) sind eiweißreich und für die Erzeugung von Fischfutter geeignet. Nach der Trocknung und Entfettung der Larven entsteht ein Eiweißkonzentrat mit etwa 55 bis 60 Prozent Protein in der Trockensubstanz. Interessant hierbei ist, dass die Produktion der Schwarzen Soldatenfliege auf organischen Abfallstoffen basiert, wie Speiseabfälle. Durch diesen Prozess können Lebensmittelabfälle sinnvoll wiederverwertet und in den Fütterungskreislauf zurückgeführt werden. Darüber hinaus eignen sich die Rückstände der Larvenverwertung für die Biogasproduktion.

Erste Fütterungsversuche konnten zeigen, dass das Larvenmehl der Soldatenfliege bis zu 50 Prozent des Fischmehls ersetzen konnte, ohne dabei negative Auswirkungen auf die Zuchtfische zu zeigen. In der Praxis können diese Ergebnisse allerdings (noch) keine Anwendung finden, da die Verfütterung von Insektenmehl an Nutztiere bislang verboten ist. Stamer fasst zusammen: "Es wird hoffentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis dieser Ansatz, der eine Vielzahl von Problemen zu lösen verspricht, auch den behördlichen Segen erhält." Über die Forschungsergebnisse wurde in der Zeitschrift bioaktuell berichtet.


Annalena Schraut, www.aid.de