Sonntag, 26. Mai 2013

Mit einer Atemwegserkrankung verreisen

Raus aus dem Alltagstrott, Neues erleben, entspannen: Ein Urlaub tut den meisten Menschen gut. Auch Patienten mit Asthma oder einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) müssen darauf nicht verzichten. "Sie sollten eine Reise besonders sorgfältig planen und vorbereiten", empfiehlt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Wohin soll es gehen? Wo sich Menschen mit einer chronischen Atemwegserkrankung wohl fühlen, hängt davon ab, ob sie unter Asthma oder COPD leiden.

Für Menschen mit allergischem Asthma ist es entscheidend, die Auslöser zu meiden, etwa Pollen oder Hausstaubmilben. Sie profitieren meist von einem Urlaub im Gebirge in einer Höhe von über 1.000 Metern. "Dort sind Pollen und Hausstaubmilben so weit reduziert, dass die Betroffenen freier durchatmen können", sagt AOK-Medizinerin Eymers. Auch die allgemeine Belastung mit Schimmelpilzen sowie mit Luftschadstoffen ist im Gebirge geringer als in tiefen Lagen. Patienten, deren Asthma nicht allergisch bedingt ist, fühlen sich in den Bergen in der Regel ebenfalls wohl. Zu hoch sollten sie sich allerdings nicht vorwagen: In Gletscherregionen kann die extrem kalte und trockene Luft einen Asthmaanfall provozieren.


Informationen über den Pollenflug


Für Asthmatiker und Allergiker ist auch ein Urlaub am Meer eine Wohltat, da die salzhaltige Luft ebenfalls wenige Pollen enthält. "Wer Heuschnupfen hat, sollte sich generell über den Pollenflug am vorgesehenen Urlaubsort informieren", rät Eymers. Patienten mit COPD tut ein Urlaub an der See dagegen nicht unbedingt gut, denn die salzhaltige Meeresluft kann ihre Atemwege reizen. Bei einem Aufenthalt in den Bergen sollten sie möglichst keinen Urlaubsort auswählen, der höher als 600 bis 700 Meter über dem Meeresspiegel liegt – besonders, wenn sie häufig unter Atemnot leiden. "In der ,dünneren' Luft kann es passieren, dass sie zu wenig Sauerstoff aufnehmen", sagt Eymers.


Vor der Reise mit dem Arzt sprechen


Die AOK-Medizinerin empfiehlt Menschen mit einer chronischen Atemwegserkrankung, vor der Reise mit ihrem Arzt zu sprechen und sich außerdem über die medizinische Versorgung am Urlaubsort zu informieren. Sinnvoll ist es, in Erfahrung zu bringen
  • wo der nächste Facharzt ist und wie er erreichbar ist,
  • wie weit das nächste Krankenhaus entfernt ist,
  • wie sie ihren behandelnden Arzt in Deutschland vom Urlaubsort aus telefonisch erreichen können.

Allergikerfreundliche Hotelzimmer


Patienten mit allergischem Asthma rät Eymers
  • möglichst ein allergikerfreundliches Zimmer zu buchen. Am besten ist ein Nichtraucherhotel, in dem keine Tiere erlaubt sind. Vorteilhaft ist es auch, wenn auf Pflanzen verzichtet wird, um die Schimmelbelastung zu verringern. Mittlerweile werden allergikerfreundliche Hotels in Hotelführer gesondert genannt;
  • sich im Hotel vorab zu erkundigen, ob sie „milbendichte“ Bettbezüge bekommen können. Falls nicht, ist es ratsam, eigene Bezüge mitzubringen.
Sowohl Patienten mit Asthma als auch mit COPD sollten alle Medikamente, die sie gewöhnlich benötigen, in ausreichender Menge in den Urlaub mitnehmen. Asthmatiker sollten ein Peak-Flow-Meter dabei haben, um ihre Lungenfunktion überprüfen zu können. "Besprechen Sie außerdem mit Ihrem Arzt, was Sie bei akuter Atemnot tun können", empfiehlt Eymers. Medikamente und einen Plan für den Notfall sollten die Patienten ständig bei sich führen.


Genügend Zeit für die Fahrt einplanen


Wichtig ist, auch die Fahrt in den Urlaub sorgfältig zu planen. "Vermeiden Sie Stress, indem Sie genügend Zeit einplanen", sagt Eymers. Bei einer Bahnreise empfiehlt es sich, schweres Gepäck vorher aufzugeben. Wer mit dem Auto fährt, sollte regelmäßig Pausen einlegen und sich an der frischen Luft bewegen. Tierhaare und Hausstaubmilben in den Sitzpolstern können allergische Reaktionen auslösen; daher ist es für Patienten mit allergischem Asthma ratsam, vorab Medikamente einzunehmen.

Medikamente mit an Bord nehmen


Grundsätzlich sind auch Flugreisen möglich. Notfallmedikamente sollten die Patienten im Handgepäck mitnehmen und sie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen vorzeigen. Um Probleme bei den Kontrollen zu vermeiden, empfiehlt es sich, eine Kopie der ärztlichen Verschreibung bei sich zu haben.

"Bei einer fortgeschrittenen COPD ist bei einer Flugreise allerdings Vorsicht geboten", sagt die AOK-Ärztin. Denn beim Flug in einer Höhe von neun bis elf Kilometern ist der Sauerstoffdruck in der Kabine vermindert, außerdem ist die Luft sehr trocken. Gesunde Menschen gleichen den geringeren Sauerstoffdruck aus. COPD-Patienten schaffen dies jedoch unter Umständen nicht – dadurch kann bei ihnen die Sauerstoffsättigung im Blut unter die kritische Grenze von 55 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) absinken. "Sprechen Sie vorab mit Ihrem Arzt, wenn Sie eine Flugreise planen", rät Eymers. Bei einer niedrigen Sauerstoffsättigung im Blut ist unter Umständen eine Sauerstoffversorgung während des Fluges nötig. In diesem Fall ist es erforderlich, spätestens 48 Stunden vor dem Abflug die Fluggesellschaft zu informieren – denn Passagiere dürfen an Bord keine eigenen Sauerstoffflaschen bei sich haben. Außerdem ist es ratsam, ein Hotel auszuwählen, in dem ebenfalls eine Sauerstoffversorgung möglich ist.


Weitere Infos gibt es bei "Lungenärzte im Netz" und der Deutschen Atemwegsliga.