Donnerstag, 16. Mai 2013

Geschmacksvorlieben bei Kindern


Kultur und Land haben den größten Einfluss auf die Entwicklung von Geschmacksvorlieben bei Kindern. Das hat eine Studie des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen ergeben. Gemeinsam mit europäischen Kollegen hatten sie den Essgeschmack von 1.700 Kindern im Alter von 6 bis 9 Jahren untersucht. Die Länder Italien, Estland, Zypern, Belgien, Schweden, Spanien, Ungarn und Deutschland waren beteiligt.

Die Wissenschaftler prüften die Präferenzen der jungen Probanden für Apfelsaft mit variablem Zuckergehalt und Kekse, die unterschiedlich viel Fett, Salz und Geschmacksverstärker (Natriumglutamat) enthielten. Dabei ist Natriumglutamat für den würzigen Umami-Geschmack verantwortlich. Die Eltern machten in Fragebögen Angaben zu den familiären Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Zusätzlich wurde die individuelle Empfindlichkeit der Sinneszellen für die vier Geschmacksarten süß, bitter, salzig und umami bestimmt.

Die Nationalität hatte den größten Einfluss auf den Essgeschmack der Jungen und Mädchen. So aßen mehr als 70 Prozent der deutschen Grundschulkinder besonders gerne fettreiche Kekse. In Zypern und Schweden traf das auf weniger als 40 Prozent zu. Im Gegensatz dazu bevorzugten Kinder aus Deutschland und Belgien eher natürlichen Apfelsaft, während ihre Altersgenossen aus Schweden, Ungarn und Italien die gesüßten Varianten am liebsten mochten. Auch das Alter war von Bedeutung: Ältere Kinder hatten eine größere Vorliebe für süße und salzige Speisen, während der würzige Umami-Geschmack weniger favorisiert wurde.

Weitere Studien sind jedoch notwendig, um die Resultate zu bestätigen. Faktoren wie das Geschlecht und Geschmacksempfindlichkeit der Kinder, der Bildungsstand der Eltern und die Ernährung als Säugling spielten kaum eine Rolle. Auch der Einsatz bestimmter Lebensmittel als belohnende Erziehungsmaßnahme hatte kaum Einfluss auf die Geschmacksentwicklung.

Geschmacksvorlieben sind entscheidend für die tägliche Auswahl der Lebensmittel. Wer Kinder zu einer gesunden Kost ermuntern möchte, sollte daher auch Alter und nationale Besonderheiten berücksichtigen, resümieren die Wissenschaftler. Das ist vor allem für länderübergreifende Programme zur gesunden Ernährung von Bedeutung.


Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:

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