Springerle: Traditionsreiches Gebäck aus Eierschaumteig
Neben Lebkuchen und Spekulatius zählen auch Springerle zu den
traditionsreichen Brauchtumsgebäcken. Die mürben Würzplätzchen mit den
stimmungsvollen Motiven schätzt man zu den Festtagen vor allem im
süddeutschen Raum und in der Schweiz. Mithilfe einer figürlich
geschnitzten Form (Gebäckmodel) werden Reliefs von Reitern, Tannenbäumen
oder Krippen in den Plätzchenteig geprägt. Die Geschichte dieser
kunstvollen Verzierungstechnik ist schon sehr alt. Bereits die ersten
Hochkulturen am Indus, in Mesopotamien und Ägypten sowie die Griechen
und Römer schmückten ihre Fladenbrote auf diese Art und Weise. In den
Klöstern - wo handwerkliche Tradition groß geschrieben wird - fertigte
man seit dem 14. Jahrhundert sowohl üppige Gebäckmodel als auch
symbolhafte Gebäcke auf Basis von Honig- oder Lebkuchenteig.
Mit dem
weitreichenden Import von Zuckerrohr kam später auch das Bürgertum in
den Genuss, wohlschmeckende Bildgebäcke selbst zu gestalten, darunter
Anis-Plätzchen. In vielen Familien wurde es sogar Usus, die Backwerke zu
bestimmten Anlässen wie Weihnachten oder Neujahr zu verschenken.
Das Herstellen des Teigs aus Eiern, Puderzucker, feinem Mehl und
angeröstetem Anis oder anderen Würz-Beigaben ist längst nicht so schwer,
wie viele glauben: Zunächst werden Eier und Puderzucker mit dem
Handmixer schaumig geschlagen. Manuell knetet man anschließend Mehl und
Gewürze in die Teigmasse. Den etwas klebrigen Teig lässt man zehn
Minuten ruhen und teilt ihn dann in mehrere kleine Portionen.
Diese
formt man zu Kugeln. Leicht bemehlt, werden die Teiglinge zu fünf bis
zehn Millimeter dicken Rechtecken ausgerollt. Dann drückt man den
Gebäckmodel gleichmäßig in die Teig-Rechtecke. Der überstehende Teig
wird mit einem Messer ringsum die Modelform abgeschnitten. Man entfernt
den Model und legt die geprägten Teigmotive auf ein vorbereitetes
Backblech. Rund 24 Stunden müssen die Rohlinge nun trocknen und fest
werden, bevor man sie bei 160 Grad Celsius auf der untersten Schiene des
Backofens etwa 12 Minuten lang bäckt. Anschließend braucht es ein wenig
Geduld.
Denn erst nach einer Ruhezeit von drei bis vier Wochen sind die
hell- bis goldgelben Gebäcke, die auch als "Änisbrötli" bekannt sind,
genießbar. Zusammen mit einem angeschnittenen Apfel in einer Keksdose
oder an einem kühlen, nicht zu trockenen Ort gelagert, werden die
Springerle weich und somit essbar. Dann versüßen sie nicht nur optisch,
sondern auch kulinarisch die Festtage!
Ira Schneider, www.aid.de