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Sonntag, 27. Oktober 2013
Die Angst im Schlaf überwinden
Die Kognitive Verhaltenstherapie ist ein wirksamer Therapieansatz für Phobien. Zusammen mit Wissenschaftlern der Universitäten Zürich, Basel, Salzburg, San Diego und Brüssel haben die Psychologen der Ruhr-Universität Bochum diesen Ansatz bei einer Gruppe von Spinnen-Phobikern getestet. Die Teilnehmer durchliefen zunächst eine Therapiesitzung der „Virtual reality exposure therapy“, bei der sie Computer-Headsets mit kleinen Monitoren trugen, auf denen sie Bilder von Spinnen sahen. Unmittelbar darauf sollte die Hälfte von ihnen etwa 90 Minuten schlafen, während die andere Hälfte eine neutrale Naturdokumentation ansah. Eine Woche später setzten die Forscher die Teilnehmer einer lebenden Tarantel aus. Diejenigen, die nach der Therapiesitzung geschlafen hatten, hatten weniger Angst als diejenigen, die wach geblieben waren.
Schlaf sorgt für Stabilisierung
„Wir wissen noch nicht genau, warum das so ist“, sagt Jürgen Margraf. „Die Studie baut auf Erkenntnisse aus anderen Arbeiten auf, die darauf hindeuten, dass der Schlaf einen zweifachen Effekt auf die Erinnerung hat. Schlaf kann einerseits helfen, Emotionen abzuschwächen, die mit einer bestehenden Erinnerung verknüpft sind, zum Beispiel die Angst früherer Begegnungen mit Spinnen. Anderseits hilft der Schlaf aber auch, neue Erinnerungen zu speichern, in diesem Fall, dass die Spinnen gar nicht so gefährlich waren. Dieser Prozess der Stabilisierung verläuft vermutlich über mehrere Nächte.“
Teilnehmer können nach der Therapie schlafen
„Unseres Wissens ist dies auch die erste empirische Überprüfung, ob und wie Patienten in der Lage sind, sofort nach der Konfrontationstherapie zu schlafen“, so Margraf. Die Studie zeigt: Menschen sind in der Lage, direkt nach der Therapie zu schlafen. Die Wissenschaftler erklären dies mit dem anstrengenden und ermüdenden Format dieser speziellen Behandlungsform. Die auf systematischer Konfrontation mit Angst auslösenden Reizen basierende Therapie von Phobien beruht auf der Löschung von Angstreflexen, einem natürlichen Lernmechanismus, der bei Phobien und anderen Angststörungen verzögert ist. „Unser Ansatz bietet eine wichtige nicht-invasive Alternative zu den aktuellen Versuchen, die therapeutische Löschung und Verfestigung von Erinnerungen durch Medikamente zu unterstützen“, sagt Margraf.
Phobien: häufige Form der psychologischen Störung
Phobien sind eine der häufigsten Formen von psychologischen Störungen. Fast zehn Prozent der Menschen litten allein im vergangenen Jahr unter Problemen mit diesen intensiven, oft irrationalen Ängsten. Etwa ein Viertel aller Leute sammelt irgendwann im Leben Erfahrungen mit Phobien.
Titelaufnahme
B. Kleim, F.H. Wilhelm, L. Temp, J. Margraf, B.K. Wiederhold, B. Rasch (2013): Sleep enhances exposure therapy, Psychological Medicine, DOI: 10.1017/S0033291713001748