Als Hagebutte bezeichnet man die Früchte verschiedener
Wildrosenarten. Vor allem Apfel- (Rosa rugosa) und Kartoffelrose (Rosa
canina) liefern schmackhafte Hagebutten, die auch als Obstsorten
kultiviert werden. Im Herbst leuchten die rundlichen bis ovalen
Scheinfrüchte purpurrot an wilden Hecken und Sträuchern. Die Hagebutte
ist eine alte Heilpflanze und gilt als "Vitaminbombe aus Mutter Natur".
Das Wildobst wird vor allem wegen seines hohen Vitamin C-Gehalts
geschätzt.
Dieser kann - je nach Rosenart und Reifegrad - zwischen 400
und 5.000 mg pro 100 Gramm liegen und übersteigt damit den Vitamin
C-Gehalt der Zitrone (51 mg/100g) und auch den des Sanddorns (200 bis
1300 mg/100 g) deutlich. Außerdem enthalten Hagebutten den roten
Pflanzenfarbstoff Lycopin, der als Radikalfänger (Antioxidanz) wirkt, in
hoher Konzentration. Die wilden Früchtchen sind reich an Vitamin B 1
und B 2, Provitamin A sowie Mineralstoffen (Eisen, Magnesium, Natrium,
Phosphor), Pektin, Gerbstoffen und ätherischen Ölen. Schon die
heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen beschrieb die süß-säuerlichen
Früchte, die man im Mittelalter in Klostergärten anbaute.
Der Tee aus
den Hagebuttenschalen wurde damals bei Fieber und Infektionen
verabreicht. Der Aufguss aus den Hagebuttenkernen ist als
Naturheilmittel gegen Steinleiden, Harnwegserkrankungen und Rheuma
bekannt. Das Mark der Hagebutte, die im Süddeutschen auch "Hiffe"
genannt wird, findet in der Küche vielseitige Verwendung. In Form von
pikanten und süßen Saucen passt es zu Fleisch- und Schmorgerichten,
Wild, Gebäck und Nachspeisen. Auch zu Chutneys, Konfitüren und oder
Likören verarbeitet, schmeckt das Wildobst hervorragend und eignet sich
zum Abrunden raffinierter Füllungen.
Frische Hagebutten kann man von
September bis November am Wegesrand selbst ernten. Sie sind reif, wenn
die Schale auf leichten Fingerdruck etwas nachgibt und sich die Früchte
leicht pflücken lassen. Die Verarbeitung der roten Ovale ist jedoch
aufwändig. Denn nicht nur Blütenansatz und Stil müssen entfernt werden,
sondern auch die im Inneren der Fruchtkapsel sitzenden Samen (Nüsschen)
mit ihren Härchen. Diese reizen nämlich Haut und Schleimhäute und sind
vielen aus der Kindheit noch bestens als "Juckpulver" bekannt. Zum
Rohverzehr eignen sich Hagebutten daher nicht. Wer nicht "pulen" möchte,
kann die Früchte mit wenig Wasser weich garen und das Mus durch ein
Passiersieb mit sehr feiner Lochung streichen.