Freitag, 5. April 2013

Was geschieht mit dem Fett im Körper?

Erfolgreiche Wissenschaftler: Prof. Dr. Michael Hoch, Prof. Dr. Thorsten Lang, Prof. Dr. Sven Burgdorf, Prof. Dr. Christoph Thiele und Prof. Dr. Waldemar Kolanus (von links). (c) Foto: Volker Lannert/Uni Bonn


Zusammenhang zwischen Fettstoffwechsel und Krankheiten

Der Sonderforschungsbereich 645 an der Universität Bonn untersucht den Zusammenhang zwischen Fettstoffwechsel und Krankheiten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat den SFB nun für weitere vier Jahre verlängert. Mehr als zehn Millionen Euro fließen in das fakultätsübergreifende, exzellente Forschungsprogramm, an dem rund 100 Wissenschaftler der Universität Bonn, des Forschungszentrums caesar und der Hebrew University in Jerusalem beteiligt sind. Die Wissenschaftler wollen in der neuen Förderperiode noch tiefer die Ursachen von Fettleibigkeit und Lipid-Speicherkrankheiten erforschen.

Die Menschen in den Industrienationen werden immer dicker – damit steigt das Risiko, etwa Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes zu bekommen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Fettstoffwechsel, der als ein wichtiges Thema im Sonderforschungsbereich „Regulation und Manipulation von biologischer Informationsübertragung in dynamischen Protein- und Lipidumgebungen“ (SFB 645) untersucht wird. Die Forscher wollen zum Beispiel im Detail verstehen, wie Lipide im Fettgewebe gespeichert und bei Energiebedarf wieder freigesetzt werden“, erklärt Prof. Dr. Michael Hoch, SFB-Sprecher und Geschäftsführender Direktor des Life & Medical Sciences (LIMES) Instituts der Universität Bonn. „Es handelt sich dabei um Grundlagenforschung, aber mit unmittelbarem Bezug zu Erkrankungen, die genetische Ursachen haben oder durch kalorienreiche Ernährung auftreten.“

Mehr als zehn Millionen Euro fließen in das Forschungsprogramm

Der SFB wird bereits seit dem Jahr 2005 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und geht nun in die zweite Verlängerung. „Die Konkurrenz der Antragsteller war diesmal sehr groß - insbesondere wegen vieler Anträge, die im Nachgang zur Exzellenzinitiative bei der DFG eingereicht wurden“, sagt Prof. Hoch. „Die Gutachter haben uns bescheinigt, dass unser SFB im Gebiet der Lipid-Forschung international sichtbar und anerkannt ist. Dies war ein großes Kompliment für unsere Forschung und spornt uns auch für die nächsten vier Jahre enorm an.“ Ab Januar werden mehr als zehn Millionen Euro in das fakultätsübergreifende Forschungsprogramm fließen.

Rund 100 Wissenschaftler forschen am Lipidstoffwechsel

Rund 100 Doktoranden, Post-Doktoranden, Assistenten und technische Mitarbeiter werden in insgesamt 17 Forschungsprojekten und zwei zentralen Technologie-Plattformen, der Massenspektrometrie und Genomik, gemeinsam arbeiten. „Wir stellen für alle beteiligten Forschergruppen eine neuartige Markierungs-Technologie bereit, die ohne Radionuklide auskommt“, berichtet LIMES-Forscher Prof. Dr. Christoph Thiele. Damit lässt sich dann die Umwandlung der Lipide im Stoffwechselprozess verfolgen.

Im SFB kooperieren Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen

Im SFB kooperiert das LIMES-Institut fachübergreifend mit Forschern aus der Zellbiologie und Medizin der Universität Bonn sowie der Hebrew University in Jerusalem. Die Verlängerung durch die DFG stärkt zudem die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum caesar. „In den letzten Jahren ist in Bonn ein zell- und neurobiologisches Cluster entstanden, in dem caesar mit seinen interdisziplinären Gruppen, seiner hervorragenden Infrastruktur und kreativen wissenschaftlichen Methoden die exzellente Forschung der Universität Bonn sinnvoll ergänzen kann“, sagt der Wissenschaftliche caesar-Direktor Prof. Dr. Ulrich Benjamin Kaupp.

Potenzielle Ansatzpunkte für neue Therapien

Eine weitere Anbindung der Grundlagenforschung im SFB zu klinischen Anwendungen sind Speicherkrankheiten, die durch Fehlfunktionen im „Lysosom“ – dem „Verdauungsapparat“ der Zellen – ausgelöst werden. Meist sind die Defekte genetisch bedingt. Betroffen von den teils schwer verlaufenden Krankheiten sind auch Nervenzellen und Gehirn, weil dort besonders viele Lipide gespeichert sind. „Wir haben im SFB Tiermodelle und Hemmstoffe für diese Krankheiten entwickelt, die wir nun durch die Verlängerung der Förderperiode weiter für die Forschung nutzen können“, macht Prof. Hoch deutlich.

Ein neues Gebäude beflügelt den erfolgreichen SFB

In der aktuellen Förderperiode zogen die LIMES-Forscher in ihr neues für Forschung und Lehre maßgeschneidertes Gebäude an der Carl-Troll-Straße. „Die meisten der rund 170 LIMES-Mitarbeiter sind in irgendeiner Weise in den SFB 645 involviert“, sagt Prof. Hoch. Für die neue Phase steht die Erweiterung des LIMES-Gebäudes um einen Trakt bevor. Winkelförmig soll hinter dem Gebäude ab dem Herbst 2013 ein ebenso hochmoderner Anbau mit Labors, Lehr- und Veranstaltungsräumen entstehen. „Das wird unsere erfolgreiche Forschung weiter beflügeln. Wir werden neue LIMES-Arbeitsgruppen unterbringen können, es werden zusätzliche Technik-Plattformen entstehen, und wir werden auch die Ausbildung der LIMES-Studenten und -Nachwuchswissenschaftler weitgehend im Institut durchführen können“, sagt Prof. Hoch.

Ein Videopodcast stellt das LIMES vor:
http://www.uni-bonn.tv/podcasts/20120722_BE_LIMES_V4.mp4/view



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