Im Gespräch: Orthopäde Kristian Welle (li) mit seinem Patienten Olaf S.; © Rolf Müller / Medienzentrum UKB
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Wenn Hirnareale ausfallen
Seit einer plötzlichen Hirnblutung vor sechs Jahren konnte
Olaf S. die linke Fußspitze nicht mehr anheben und zog seinen Fuß nach.
Seine Angst, trotz orthopädischer Gehschiene zu stolpern, war groß.
Hilfe fand der 43-Jährige am Universitätsklinikum Bonn. Dort
implantierten Orthopäden einen Schrittmacher in sein Bein, der die
Steuerung für die geschädigten Hirnareale übernimmt. Elektrische Signale
stimulieren jetzt den Nerv, der das Signal zum Anheben des Fußes an die
betreffenden Muskeln sendet. Dank des Implantats kann Olaf S. seinen
linken Fuß wieder sicher und gerade aufsetzen.
Vor sechs Jahren platzte plötzlich eine Gefäßaussackung, ein so
genanntes Aneursyma, in seinem Gehirn. Dieser lebensbedrohliche Notfall
änderte auf einen Schlag das Leben von Olaf S., der sich zu dieser Zeit
auf einen Halbmarathon vorbereitete. Trotz vier Operationen und zwei
Rehas ist sein linker Arm heute noch gelähmt und er hat eine
Fußheberschwäche. Bei einem so genannten Fallfuß kann der Betroffene die
Fußspitze nicht mehr richtig anheben. Er rollt den Fuß nicht richtig
ab, sondern schleift ihn über den Boden. Doch eine Fußheberprothese
verbesserte das Gangbild von Olaf S. nur wenig. „Die starre Prothese ist
nicht gerade komfortabel. Lange konnte ich nicht mit ihr gehen.“ Dabei
musste der 43-Jährige sich konzentrieren und bei jedem Schritt darauf
achten, dass er mit dem Fuß nicht umknickt.
Wenn Hirnareale ausfallen
Bei einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder geplatztem Aneurysma kann es zu Hirnschäden kommen. Bei einem Fallfuß ist das Hirnareal betroffen, das über den Wadenbeinnerv den Befehl zum Anheben des Fußes signalisiert. Dieser Nerv, fachsprachig Nervus peroneus, aktiviert die für diese Bewegung verantwortlichen Wadenbeinmuskeln. „Genau hier setzt das neue Verfahren an. Anstelle des Gehirns stimuliert die implantierte Elektrode den Peroneus-Nerv“, sagt Prof. Dr. Dieter Wirtz, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Doch dieses Verfahren ist nicht für jeden Betroffenen geeignet. So klärten die Bonner Uni-Ärzte bei ihrem Patienten Olaf S. im Vorfeld ab, ob der Peroneus-Nerv noch intakt ist und seine Wadenbeinmuskeln aktivierbar sind.
Ein Schrittmacher für den Fuß
Das neue Verfahren wendeten die Orthopäden am Universitätsklinikum Bonn bereits bei acht Patienten erfolgreich an. Dazu legen sie in der Kniekehle eine Manschetten-Elekrode um den Nerv. „Der Ort muss sehr sorgfältig gewählt sein. Denn nur bei der richtigen Positionierung kann das System funktionieren“, sagt Kristian Welle, Facharzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn. Anschließend wird der Schrittmacher im Oberschenkel implantiert. Dieser ist über ein Kabel unter der Haut mit der Nervenelektrode verbunden. Der Eingriff dauert weniger als eine Stunde. Ist alles gut verheilt, aktiveren die Ärzte mit einem Computersystem das Implantat. „Wir können exakt steuern, wie sich der Fuß bewegt. Dabei optimieren wir die Einstellungen langfristig so, dass der Gang unseres Patienten möglichst flüssig und stabil ist“, sagt Kristian Welle.
„Ich habe ein großes Stück Lebensqualität zurück“
In seinem linken Socken trägt Olaf S. jetzt einen Flachschalter. Hebt der 43-Jährige seine Ferse an, informiert der Schalter über eine Antenne an seinem Gürtel den Schrittmacher. Dieser aktiviert mittels eines elektrischen Reizes den Peroneus-Nerv, der das Signal an die Wadenbeinmuskulatur weitergibt. So kann Olaf S. bei jedem Schritt seine linke Fußspitze wieder anheben. „Sogar mit geschlossenen Augen kann ich jetzt aus einem Bus steigen. Ich weiß, ich komme gerade mit dem Fuß auf und knicke nicht um“, sagt der 43-Jährige, der sich bei seinem behandelnden Arzt Kristian Welle sehr gut aufgehoben fühlte. Natürlich könne er keinen Marathon mehr laufen, aber einer seiner Träume ist: ein Urlaub in einem norwegischen Eishotel.
Die Elektrostimulation des Peroneus-Nerv bei einer Fußheberschwäche ist auch ein Thema auf dem Patientensymposium am 8. April. Betroffene und Interessierte können sich dort über Themen rund um den Fallfuß informieren. Die kostenlose Veranstaltung findet von 17 bis 19 Uhr im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ), Sigmund-Freud-Straße 25, auf dem Venusberg statt: http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/065-2013
Wenn Hirnareale ausfallen
Bei einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder geplatztem Aneurysma kann es zu Hirnschäden kommen. Bei einem Fallfuß ist das Hirnareal betroffen, das über den Wadenbeinnerv den Befehl zum Anheben des Fußes signalisiert. Dieser Nerv, fachsprachig Nervus peroneus, aktiviert die für diese Bewegung verantwortlichen Wadenbeinmuskeln. „Genau hier setzt das neue Verfahren an. Anstelle des Gehirns stimuliert die implantierte Elektrode den Peroneus-Nerv“, sagt Prof. Dr. Dieter Wirtz, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Doch dieses Verfahren ist nicht für jeden Betroffenen geeignet. So klärten die Bonner Uni-Ärzte bei ihrem Patienten Olaf S. im Vorfeld ab, ob der Peroneus-Nerv noch intakt ist und seine Wadenbeinmuskeln aktivierbar sind.
Ein Schrittmacher für den Fuß
Das neue Verfahren wendeten die Orthopäden am Universitätsklinikum Bonn bereits bei acht Patienten erfolgreich an. Dazu legen sie in der Kniekehle eine Manschetten-Elekrode um den Nerv. „Der Ort muss sehr sorgfältig gewählt sein. Denn nur bei der richtigen Positionierung kann das System funktionieren“, sagt Kristian Welle, Facharzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn. Anschließend wird der Schrittmacher im Oberschenkel implantiert. Dieser ist über ein Kabel unter der Haut mit der Nervenelektrode verbunden. Der Eingriff dauert weniger als eine Stunde. Ist alles gut verheilt, aktiveren die Ärzte mit einem Computersystem das Implantat. „Wir können exakt steuern, wie sich der Fuß bewegt. Dabei optimieren wir die Einstellungen langfristig so, dass der Gang unseres Patienten möglichst flüssig und stabil ist“, sagt Kristian Welle.
„Ich habe ein großes Stück Lebensqualität zurück“
In seinem linken Socken trägt Olaf S. jetzt einen Flachschalter. Hebt der 43-Jährige seine Ferse an, informiert der Schalter über eine Antenne an seinem Gürtel den Schrittmacher. Dieser aktiviert mittels eines elektrischen Reizes den Peroneus-Nerv, der das Signal an die Wadenbeinmuskulatur weitergibt. So kann Olaf S. bei jedem Schritt seine linke Fußspitze wieder anheben. „Sogar mit geschlossenen Augen kann ich jetzt aus einem Bus steigen. Ich weiß, ich komme gerade mit dem Fuß auf und knicke nicht um“, sagt der 43-Jährige, der sich bei seinem behandelnden Arzt Kristian Welle sehr gut aufgehoben fühlte. Natürlich könne er keinen Marathon mehr laufen, aber einer seiner Träume ist: ein Urlaub in einem norwegischen Eishotel.
Die Elektrostimulation des Peroneus-Nerv bei einer Fußheberschwäche ist auch ein Thema auf dem Patientensymposium am 8. April. Betroffene und Interessierte können sich dort über Themen rund um den Fallfuß informieren. Die kostenlose Veranstaltung findet von 17 bis 19 Uhr im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ), Sigmund-Freud-Straße 25, auf dem Venusberg statt: http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/065-2013