Donnerstag, 28. Februar 2013

Männergesundheit im Wandel: Die bislang unerforschte Spezies Mann

Die Frauengesundheit hat eine lange Tradition, während das Thema Männergesundheit noch in den Kinderschuhen steckt. Nachdem 1999 der erste Männergesundheitsbericht in Wien und 2004 für ganz Österreich erschienen sind, folgte die deutsche Premiere erst 2010 von der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Beim 1. Männergesundheitskongress am 29. Januar 2013 wurde in Berlin das Thema "Männergesundheit als Herausforderung für Prävention und Gesundheitsversorgung" diskutiert.

Trotz der inzwischen umfangreichen Bestrebungen um die Gesundheit der Männer, stellt sich die Frage, weshalb dieses Thema bislang stets vernachlässigt wurde. Schließlich belegen Untersuchungen, dass Männer keineswegs gesünder sind als Frauen: Über die gesamte Lebensspanne ist die Mortalitätsrate von Männern höher als die von Frauen. Männer sterben im Durchschnitt etwa fünf Jahre früher. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer liegt derzeit bei 77,2 Jahren, die der Frauen bei 82,4 Jahren.

Im Jugendalter sterben Männer häufiger als Frauen an Unfällen, Suiziden und Gewalteinwirkungen, im Erwachsenenalter an lebensbedrohlichen Krankheiten wie Herzinfarkt, Lungenkrebs oder alkoholbedingten Lebererkrankungen. Bis zum 65. Lebensjahr sterben Männer dreimal häufiger an tödlichen Verkehrsunfällen, Lungenkrebs und Suizid als Frauen. Zwar werden bei Frauen insgesamt häufiger Krankheiten festgestellt, diese sind aber weniger lebensbedrohlich. Dabei wären die bei Männern häufig auftretenden Krankheiten vermeidbar, da sie oft durch psychosoziale Risikofaktoren oder Risikoverhaltensweisen bedingt sind.

Auch das Gesundheitsbewusstsein von Männern ist geringer als von Frauen. Nur 20 Prozent der Männer nutzen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, aber 47 Prozent der Frauen. Auch klassische Kursangebote, wie beispielsweise Gewichtsreduktionsprogramme der Krankenkassen werden von Männern unterdurchschnittlich häufig genutzt. Gut drei Viertel aller Kursteilnehmenden sind Frauen. Dabei sind von den 30- bis 44-jährigen Männern 65 Prozent und bei den 45- bis 64-jährigen knapp 80 Prozent übergewichtig bzw. adipös.

Männer schätzen ihre Gesundheit meist besser ein als Frauen und fühlen sich weniger anfällig gegenüber Krankheiten. Sie nehmen Vorschläge zur Gesundheitsförderung seltener an und suchen bei Beschwerden seltener medizinischen Rat. Wenn Männer die Praxis betreten, berichten sie häufig vordergründig über körperliche Beschwerden, selten über psychische Erkrankungen, die jedoch oft Ursache der körperlichen Probleme sind.

Zukünftig sollen zielgruppenspezifische Zugangswege für Männer gesucht werden. Einen ersten Schritt hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit dem Internetportal zur Männergesundheit gemacht, das seit Februar 2012 online ist (www.männergesundheitsportal.de). Hier werden aktuelle fachlich geprüfte männerspezifische Gesundheitsinformationen, Tipps und Anregungen für Männer - schwerpunktmäßig über 35 Jahren - bereitgestellt. Das ist sicher ein guter Ansatz, denn Männer gehen häufiger und länger "ins Netz" als Frauen; durchschnittlich 6 Tage pro Woche und 2,5 Stunden am Tag. Da jedoch Frauen häufiger auf Beratungs- und Gesundheitsinformationen im Netz zurückgreifen, bleibt die Herausforderung, neue Ansätze für die Zielgruppe Mann zu finden.

Nadia Röwe, www.aid.de