Die Frauengesundheit hat eine lange Tradition, während das Thema
Männergesundheit noch in den Kinderschuhen steckt. Nachdem 1999 der
erste Männergesundheitsbericht in Wien und 2004 für ganz Österreich
erschienen sind, folgte die deutsche Premiere erst 2010 von der Stiftung
Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und
Gesundheit. Beim 1. Männergesundheitskongress am 29. Januar 2013 wurde
in Berlin das Thema "Männergesundheit als Herausforderung für Prävention
und Gesundheitsversorgung" diskutiert.
Trotz der inzwischen umfangreichen Bestrebungen um die Gesundheit der
Männer, stellt sich die Frage, weshalb dieses Thema bislang stets
vernachlässigt wurde. Schließlich belegen Untersuchungen, dass Männer
keineswegs gesünder sind als Frauen: Über die gesamte Lebensspanne ist
die Mortalitätsrate von Männern höher als die von Frauen. Männer sterben
im Durchschnitt etwa fünf Jahre früher. Die durchschnittliche
Lebenserwartung der Männer liegt derzeit bei 77,2 Jahren, die der Frauen
bei 82,4 Jahren.
Im Jugendalter sterben Männer häufiger als Frauen an Unfällen, Suiziden
und Gewalteinwirkungen, im Erwachsenenalter an lebensbedrohlichen
Krankheiten wie Herzinfarkt, Lungenkrebs oder alkoholbedingten
Lebererkrankungen. Bis zum 65. Lebensjahr sterben Männer dreimal
häufiger an tödlichen Verkehrsunfällen, Lungenkrebs und Suizid als
Frauen. Zwar werden bei Frauen insgesamt häufiger Krankheiten
festgestellt, diese sind aber weniger lebensbedrohlich. Dabei wären die
bei Männern häufig auftretenden Krankheiten vermeidbar, da sie oft durch
psychosoziale Risikofaktoren oder Risikoverhaltensweisen bedingt sind.
Auch das Gesundheitsbewusstsein von Männern ist geringer als von Frauen.
Nur 20 Prozent der Männer nutzen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen,
aber 47 Prozent der Frauen. Auch klassische Kursangebote, wie
beispielsweise Gewichtsreduktionsprogramme der Krankenkassen werden von
Männern unterdurchschnittlich häufig genutzt. Gut drei Viertel aller
Kursteilnehmenden sind Frauen. Dabei sind von den 30- bis 44-jährigen
Männern 65 Prozent und bei den 45- bis 64-jährigen knapp 80 Prozent
übergewichtig bzw. adipös.
Männer schätzen ihre Gesundheit meist besser ein als Frauen und fühlen
sich weniger anfällig gegenüber Krankheiten. Sie nehmen Vorschläge zur
Gesundheitsförderung seltener an und suchen bei Beschwerden seltener
medizinischen Rat. Wenn Männer die Praxis betreten, berichten sie häufig
vordergründig über körperliche Beschwerden, selten über psychische
Erkrankungen, die jedoch oft Ursache der körperlichen Probleme sind.
Zukünftig sollen zielgruppenspezifische Zugangswege für Männer gesucht
werden. Einen ersten Schritt hat die Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) mit dem Internetportal zur Männergesundheit gemacht,
das seit Februar 2012 online ist (www.männergesundheitsportal.de). Hier
werden aktuelle fachlich geprüfte männerspezifische
Gesundheitsinformationen, Tipps und Anregungen für Männer -
schwerpunktmäßig über 35 Jahren - bereitgestellt. Das ist sicher ein
guter Ansatz, denn Männer gehen häufiger und länger "ins Netz" als
Frauen; durchschnittlich 6 Tage pro Woche und 2,5 Stunden am Tag. Da
jedoch Frauen häufiger auf Beratungs- und Gesundheitsinformationen im
Netz zurückgreifen, bleibt die Herausforderung, neue Ansätze für die
Zielgruppe Mann zu finden.
Nadia Röwe, www.aid.de