Tumoren zerstören, ohne gesunde Zellen zu
schädigen: Mit Hilfe von Viren wollen Krebsforscher dieses Ziel
erreichen. Die Mikroorganismen sollen gentechnisch so verändert werden,
dass sie Krebsgeschwüre besiedeln und die bösartigen Zellen beseitigen.
Derzeit testen Wissenschaftler am Universitätsklinikum Ulm diesen Ansatz
bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Für Patienten mit dieser Krebserkrankung
sind die Heilungschancen nach wie vor sehr schlecht. Die Deutsche
Krebshilfe unterstützt das Forschungsprojekt mit 270.000 Euro.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach
Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin mehr als 15.400 Menschen
neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs, auch Pankreaskarzinom genannt. Wenn die
Krankheit frühzeitig erkannt wird, kann der Tumor operativ entfernt
werden. Ist der Krebs für eine Operation jedoch bereits zu weit
fortgeschritten, wenden die Ärzte eine Chemotherapie beziehungsweise
eine Strahlentherapie an. Im fortgeschrittenen Stadium sind die
Heilungschancen jedoch nach wie vor sehr schlecht.
Einen neuartigen Behandlungsansatz verfolgen die
Wissenschaftler um Professor Dr. Stefan Kochanek und Dr. Andreas
Wortmann vom Universitätsklinikum Ulm: Sie zerstören den Tumor mit
Viren. Bestimmte Stämme sogenannter Adenoviren unterscheiden gesunde
Zellen von Krebszellen: Die Mikroorganismen befallen ausschließlich
Tumorzellen. Sie bauen ihr eigenes Erbgut in das der bösartigen Zelle
ein. So wird diese in eine Virusfabrik umfunktioniert. Wenn die neu
gebildeten Viren freigesetzt werden, wird die Tumorzelle dadurch
zerstört.
In einer Reihe von klinischen Studien konnten
Krebsforscher bereits feststellen, dass die Injektion hoher Mengen
dieser Adenoviren Tumoren schrumpfen ließ. Dies waren jedoch
Einzelfälle. Bei einem Großteil der Patienten blieb die Behandlung
wirkungslos. Der Grund dafür: Die Viren zerstörten nur diejenigen
Tumorzellen, die in unmittelbarer Nähe der Injektionsstelle lagen. Viele
Gewebebarrieren innerhalb des Tumors verhinderten den weiteren Befall.
„Wir wollen die Viren gentechnisch so verändern,
dass sie in der Lage sind, den ganzen Tumor zu besiedeln und sich dort
massiv auszubreiten“, erklärt Kochanek. „Unser Ziel ist es, so die
Behandlungsmöglichkeiten gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verbessern.
Zudem könnten die Viren auch für den Einsatz gegen andere Krebsarten
getestet werden.“
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen
Krebshilfe, betont: „Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs haben nach
wie vor sehr schlechte Heilungschancen. Daher ist es wichtig, dass
innovative Ansätze und Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet verfolgt
und weiter vorangetrieben werden.“
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Hintergrundinformation: Krebsforschung
Die Fortschritte in der Krebsforschung haben dazu
beigetragen, neue und wirkungsvollere Therapien gegen Krebs zu
entwickeln und bestehende Behandlungsansätze weiter zu optimieren. So
konnten die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker
Menschen in den vergangenen Jahren stetig verbessert werden. Diese
Erfolge sind im Wesentlichen auch der Deutschen Krebshilfe zu verdanken,
denn die gemeinnützige Organisation ist der bedeutendste private
Förderer der Krebsforschung in Deutschland. Allein 2011 investierte die
Deutsche Krebshilfe rund 32 Millionen Euro in die onkologische
Forschung. Bei der Forschungsförderung gilt es, im Sinne einer optimalen
Patientenversorgung vielversprechende Ergebnisse aus der Forschung
schnell und effizient in die klinische Prüfung und Anwendung zu bringen.