Lediglich zwei der Arzneimittel, die 2010 und
Anfang 2011 neu auf den deutschen Markt gekommen sind, stellen einen
relevanten therapeutischen Fortschritt dar. Zu diesem Ergebnis kommt der
Innovationsreport 2013, den Wissenschaftler der Universität Bremen im
Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) erstellt haben. Die Studie hat
insgesamt 23 Medikamente mit neuen Wirkstoffen daraufhin untersucht, ob
bereits alternative Therapien zur Verfügung stehen, ob die Arzneimittel
einen (Zusatz-)Nutzen für die Patienten haben, und wie hoch die Kosten
im Vergleich zu den verfügbaren Arzneimitteln ausfallen.
"Der
Innovationsreport zeigt einmal mehr, dass man nicht jedes neue
Arzneimittel mit echtem medizinischen Fortschritt gleichsetzen darf.
Denn nicht alles, was neu ist, ist auch tatsächlich besser", erklärt Dr.
Jens Baas, Vorsitzender des TK-Vorstands. "Mit der Studie liegt
erstmals eine strukturierte Übersicht vor, welche innovativen
Medikamente überhaupt dazu beitragen, die Qualität der medizinischen
Versorgung im Bereich der Arzneimitteltherapie zu verbessern. Der Report
soll daher Ärzten, aber auch Versicherten eine bessere Orientierung
geben, wenn es um den Einsatz von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen
geht", so Baas weiter.
AMNOG fördert echte Innovationen
Neben
der Versorgungsqualität befasst sich der Innovationsreport auch mit den
Kosten der neu zugelassenen Medikamente. "Drei von vier Medikamenten,
die wir unter die Lupe genommen haben, waren teurer als die bereits auf
dem Markt befindlichen Präparate", erläutert der Leiter der Studie,
Professor Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität
Bremen. "Und das, obwohl in den allermeisten Fällen überhaupt kein
zusätzlicher Nutzen für die Patienten nachgewiesen werden konnte." Erst
mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) hat der Gesetzgeber
ein Verfahren etabliert, das die Frage beantworten soll, welcher Preis
für ein neues Medikament angemessen ist. Die in der Studie untersuchten
Medikamente wurden jedoch im Jahr vor beziehungsweise kurz nach
Inkrafttreten des AMNOG in Deutschland zugelassen. "Das nachgewiesen
geringe Innovationspotenzial dieser Arzneimittel macht deutlich: Die
AMNOG-Nutzenbewertung ist ein notwendiges Instrument, um echte
therapeutische Innovationen zu fördern", sagt Arzneimittelexperte
Glaeske. "Langfristig betrachtet, lassen sich damit
beitragssatzrelevante Einsparungen für die gesetzliche
Krankenversicherung erzielen."
Neue Arzneimittel: Ärzte verordnen regional unterschiedlich
Darüber
hinaus zeigt die Studie auch, dass Ärzte in Deutschland sehr
unterschiedlich mit Innovationen umgehen. So verordnen Mediziner in
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im
Saarland häufiger neue Arzneimittel als ihre Kollegen in anderen
Bundesländern. Außerdem hat eine ergänzende TK-Auswertung ergeben, dass
der erste vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) bewertete Wirkstoff
Ticagrelor bei jedem dritten Patienten falsch verordnet wurde. Das
heißt: Ärzte verschreiben den Wirkstoff auch bei solchen Erkrankungen,
bei denen das Medikament keinen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zu
bereits verfügbaren Therapien aufweist. "Aus diesem Grund unterstützt
die TK die Ärzte mit verschiedenen Instrumenten, um eine möglichst
wirksame, sichere und wirtschaftliche Arzneimitteltherapie zu
gewährleisten", so TK-Chef Baas.
TK unterstützt Ärzte beim Einsatz neuer Arzneimittel
Dazu
gehört bezogen auf den Umgang mit neuen Medikamenten neben dem
Innovationsreport auch der TK-Arzneimittelreport (AMR). Mit dem AMR
erhalten niedergelassene Mediziner auf Wunsch für jedes Quartal einen
individuellen Verordnungsreport von der TK. Diese Übersicht wird unter
anderem ergänzt durch kompakte Zusammenfassungen der Ergebnisse zur
frühen Nutzenbewertung des G-BA. Außerdem zeigt der AMR den Ärzten an,
ob sie neue Arzneimittel tatsächlich bei solchen Erkrankungen verordnet
haben, bei denen das Präparat einen echten Zusatznutzen aufweist.
Mehr Informationen zum Innovationsreport 2013 (Webcode "520604") sowie zum AMR (Webcode "480446")
sind im Internet unter www.tk.de zu finden. Dort stehen sowohl eine
Lang- als auch eine Kurzfassung des Innovationsreports zum Download bereit.