Dienstag, 21. Mai 2013

Chatten – aber sicher


Für viele Kinder ist es eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen: das Chatten. Da können sie sich mit Freunden austauschen oder neue Freunde finden. Dennoch: Es gibt einige Dinge, auf die man achten sollte, sagt Ulrike Plogstieß, Diplom-Psychologin im AOK-Bundesverband.

Etwa 23 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen besuchen mindestens einmal pro Woche einen Webchat. Das hat die repräsentative Studie "Kinder und Medien, Computer und Internet" (KIM-Studie 2008) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest gezeigt. Der Begriff "chatten" kommt aus dem Englischen und bedeutet "plaudern". In einem Webchat können sich mehrere Nutzer gleichzeitig miteinander unterhalten. Man kann sich dort aber auch mit Einzelnen austauschen, ohne dass die anderen die Nachrichten lesen können – das nennt man "flüstern".

Um einen Chat zu betreten, muss man bei manchen Angeboten persönliche Daten wie den Namen und die E-Mail-Adresse angeben und sich so registrieren. Bei anderen reicht die Wahl eines Spitznamens. Wer sich tatsächlich hinter dem ausgedachten Spitznamen verbirgt, wissen die anderen Chatter nicht – das birgt Risiken. "Für Kinder sind daher nur Chats auf Kinderseiten geeignet, die von erwachsenen Moderatoren begleitet und kontrolliert werden", sagt Diplom-Psychologin Plogstieß.

Vor der Anmeldung über Angebote informieren


Die Zentralstelle der Länder für Jugendschutz im Internet empfiehlt, sich vor der Anmeldung über das Angebot zu informieren. Meist steht in den Allgemeinen Gebrauchsbestimmungen (AGB) oder den Datenschutzbestimmungen, wie alt die Nutzer sein müssen und was mit ihren Daten gemacht wird. Wichtig ist beispielsweise herauszufinden, ob Daten an Dritte weitergegeben und ob sie vollständig gelöscht werden, wenn man die Mitgliedschaft aufgibt. Es sollte möglich sein, Fragen oder Äußerungen von anderen Chattern zu ignorieren und sich zu beschweren, wenn man sich belästigt fühlt oder andere gegen Regeln verstoßen.

"Bei der Anmeldung ist es am besten, nur notwendige Daten von sich anzugeben", empfiehlt Plogstieß. Der angegebene Spitzname sollte nicht das Alter, den Wohnort oder den Namen des Nutzers verraten. Sonst besteht die Gefahr, dass auch Menschen mit dem Angemeldeten Kontakt aufnehmen, mit denen er nichts zu tun haben möchte. Das Passwort sollte mindestens acht Zeichen umfassen und geheim gehalten werden.

Im Internet ist es einfach, seine wahre Identität zu verschleiern. Auch wenn eine Chatbekanntschaft noch so nett zu sein scheint, ist daher Vorsicht angesagt. "Kinder und Jugendliche sollten keine persönlichen Angaben machen und nie ihren Namen, ihre Adresse oder Telefonnummer preisgeben", sagt Plogstieß. Sie sollten nichts erzählen, was sie nicht auch Fremden auf der Straße mitteilen würden. Private Fotos zu versenden, ist ebenfalls nicht ratsam.

Chatbekannte nicht alleine treffen


Von Treffen mit Leuten, die man nur aus dem Internet kennt, rät die Diplom-Psychologin ab. Wollen Kinder ihre Internetbekanntschaft unbedingt kennen lernen, sollten sie einen Erwachsenen mitnehmen. "Ein echter Chat-Freund wird nichts dagegen haben", sagt Plogstieß. Jugendliche sollten einen Erwachsenen informieren und sich an einem öffentlichen Platz treffen.

Wenn ihnen im Webchat etwas merkwürdig vorkommt, sollten Kinder und Jugendliche die Unterhaltung sofort abbrechen und den Chatter ignorieren. "Sag' einem Moderator Bescheid, nutze die Beschwerdestelle und rede mit deinen Eltern", empfiehlt Plogstieß. Die jungen Nutzer sollten sich allerdings auch selbst an die Spielregeln halten, keine unerlaubten Inhalte verbreiten und nicht über andere herziehen. Sie sollten auch nichts über andere preisgeben oder Bilder von ihnen versenden, ohne sie um ihre Zustimmung zu fragen.

Unterstützung durch die Eltern


Wichtig ist auch, dass sich Eltern dafür interessieren, auf welchen Seiten ihre Kinder surfen und sich selbst mit sozialen Netzwerken vertraut machen. Sie können gemeinsam mit ihnen sichere Angebote auswählen oder die Websites, die sie nutzen, auf ihre Sicherheit hin überprüfen. So sollte es in einem Chat beispielsweise Moderatoren geben, die bei Problemen einschreiten können sowie eine "Ignore"-Funktion, um Belästiger auszublenden. "Verabreden Sie mit Ihrem Kind, dass es Ihnen die Dinge im Internet zeigt, die ihm unbehaglich sind", sagt Plogstieß. Bei anhaltenden Belästigungen können die Eltern sich beim Betreiber der Website beschweren und in schlimmen Fällen Anzeige bei der Polizei erstatten.

"Vereinbaren Sie außerdem mit Ihrem Kind, wie lange es chatten darf", rät Plogstieß. Online-Freunde sollten reale Freunde nicht verdrängen. Bis zum Alter von sieben Jahren sollten Jungen und Mädchen nicht mehr als 30 Minuten täglich elektronische Medien wie Computer und Fernseher nutzen. Bei Acht- und Neunjährigen sollten es täglich nicht mehr als 45 Minuten sein, bei Zehn- und Elfjährigen nicht mehr als 45 Minuten. Bei Zwölf- und 13-Jährigen sind etwa 75 Minuten pro Tag vertretbar.

Dass klare Regelungen im Umgang mit den Medien sinnvoll sind, hat auch die AOK-Familienstudie gezeigt. Eindeutige Regeln, die Eltern und Kinder gemeinsam aufstellen, erleichtern den Familienalltag und vermitteln dem Nachwuchs Beständigkeit. Die Eltern sollten darauf achten, dass sich ihr Nachwuchs auch an die Vereinbarungen hält. Computerverbot als Strafe ist dagegen nicht sinnvoll, denn sonst wird die Nutzung für die Kinder noch wichtiger. Die Studie haben die Gesellschaft für angewandte Sozialforschung und die Universität Bielefeld im Auftrag der AOK erstellt.

Tipps für sicheres Chatten, Infos für Eltern