Mittwoch, 10. April 2013

Die richtige Dosis ist wichtig



Spannung liegt in der Luft. Die Aufregung steigt im Sekundentakt. Der Startschuss fällt, und ab diesem Zeitpunkt wird nur noch an den Sieg gedacht. Ins Wasser springen und alles geben, schneller als die anderen schwimmen. Das ist auch für Menschen mit einer chronischen Erkrankung möglich. Gary Hall Junior leidet an Typ-1-Diabetes. Trotzdem holte er bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 Gold in der Disziplin 50 Meter Freistil.

"Diabetes des Typs 1 wird auch 'Jugendlichen-Diabetes' genannt, da es meist im Kinder- und Jugendalter auftritt", sagt Dr. Detlef Schmidt, Arzt im AOK Bundesverband. Da das Immunsystem irrtümlicherweise Zellen als Fremdkörper ansieht, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind, und sie zerstört, wird auch von einer Autoimmunkrankheit gesprochen. Insulin ist wichtig, da es eine Art "Schleuse" an den Zellen öffnet, so dass die Glukose in die Zelle gelangen kann. Ohne Insulin gehen diese "Schleusen" nicht auf und die Glukose bleibt im Blut - der Blutzucker steigt an.

Anders ist es bei Typ-2-Diabetes. Diese Form von Diabetes tritt meist bei Menschen auf, die älter als 50 Jahre sind. "Unter anderem gehören mangelnde Bewegung und falsche Ernährung zu den Ursachen", erklärt AOK-Arzt Schmidt, "aus diesem Grund erkranken leider auch immer häufiger junge Leute an Typ-2-Diabetes.“ Hier reagieren die Körperzellen nicht mehr richtig auf das Insulin (Insulinresistenz), der Körper produziert zu wenig Insulin. Somit kann die Glukose nur in geringen Mengen in die Zelle gelangen - der Blutzucker steigt an. Bei einem gesunden Menschen bleibt der Blutzucker trotz eines höheren Energiebedarfs der Muskeln beim Sport konstant. Unterzuckerung und ein diabetisches Koma sind die schlimmsten möglichen Folgen für Typ-1-Diabetiker, die Sport treiben.

Vor dem Sport mit dem Arzt sprechen

Doch so weit muss es nicht kommen. "Diabetiker sollten trotz ihrer Krankheit Sport treiben, allerdings sollten sie vorher mit einem Arzt reden", rät AOK-Mediziner Schmidt. "Gerade Typ-2-Diabetiker können durch Sport viel zur Besserung der Krankheit beitragen. In einigen Fällen kann dann auch ganz auf eine Therapie mit Medikamenten verzichtet werden. Zusätzlich wird das durch Diabetes vergrößerte Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen vermindert." Bei Typ-1-Diabetikern muss vor allem das Verhältnis der Insulindosis, der Nahrungsaufnahme und des Flüssigkeitshaushaltes zur körperlichen Belastung stimmen. Der Blutzuckerwert sollte vor, während und nach der körperlichen Belastung kontrolliert werden. Bei zu hohem Blutzuckerwert oder positivem Azetontest darf kein Sport getrieben werden.

Training langsam steigern

Für beide Diabetikertypen gilt: Zu Anfang sollte das Training nicht übertrieben werden, lieber sollte es stufenweise gesteigert werden. Wichtig ist regelmäßiges Bewegen. Hier reichen 30 Minuten täglich aus. Wer in einer Gruppe trainiert, sollte seine Sportpartner über die Erkrankung informieren. "Das kann im Notfall wichtig sein, denn Freunde und Bekannte können dann angemessen reagieren", so Schmidt.

Gegen die durch zu viel Insulin im Blut verursachte Unterzuckerung hilft nach weiteren Angaben Schmidts die Aufnahme von Kohlenhydraten. Damit würden Folgeerscheinungen wie Konzentrationsschwäche bis hin zu Verwirrtheit vermieden. Diabetiker mit Insulintherapie sollen vor der körperlichen Aktivität die Insulindosis entsprechend reduzieren. Tritt dennoch eine Unterzuckerung auf, können sie ihre Kohlehydratzufuhr entsprechend den Blutzuckerwerten anpassen. Dies wird in den Diabetesschulungen vermittelt. Wichtig ist vor allem, den Blutzucker auch nach dem Sport zu messen, da mehrere Stunden später noch eine Unterzuckerung auftreten kann.