Spannung liegt in der Luft. Die Aufregung steigt im
Sekundentakt. Der Startschuss fällt, und ab diesem Zeitpunkt wird nur noch an
den Sieg gedacht. Ins Wasser springen und alles geben, schneller als die
anderen schwimmen. Das ist auch für Menschen mit einer chronischen Erkrankung
möglich. Gary Hall Junior leidet an Typ-1-Diabetes. Trotzdem holte er bei den
Olympischen Spielen in Athen 2004 Gold in der Disziplin 50 Meter Freistil.
"Diabetes des Typs 1 wird auch 'Jugendlichen-Diabetes'
genannt, da es meist im Kinder- und Jugendalter auftritt", sagt Dr. Detlef
Schmidt, Arzt im AOK Bundesverband. Da das Immunsystem irrtümlicherweise Zellen
als Fremdkörper ansieht, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind, und
sie zerstört, wird auch von einer Autoimmunkrankheit gesprochen. Insulin ist
wichtig, da es eine Art "Schleuse" an den Zellen öffnet, so dass die
Glukose in die Zelle gelangen kann. Ohne Insulin gehen diese
"Schleusen" nicht auf und die Glukose bleibt im Blut - der Blutzucker
steigt an.
Anders ist es bei Typ-2-Diabetes. Diese Form von Diabetes
tritt meist bei Menschen auf, die älter als 50 Jahre sind. "Unter anderem
gehören mangelnde Bewegung und falsche Ernährung zu den Ursachen", erklärt
AOK-Arzt Schmidt, "aus diesem Grund erkranken leider auch immer häufiger
junge Leute an Typ-2-Diabetes.“ Hier reagieren die Körperzellen nicht mehr
richtig auf das Insulin (Insulinresistenz), der Körper produziert zu wenig
Insulin. Somit kann die Glukose nur in geringen Mengen in die Zelle gelangen -
der Blutzucker steigt an. Bei einem gesunden Menschen bleibt der Blutzucker
trotz eines höheren Energiebedarfs der Muskeln beim Sport konstant.
Unterzuckerung und ein diabetisches Koma sind die schlimmsten möglichen Folgen
für Typ-1-Diabetiker, die Sport treiben.
Vor dem Sport mit dem Arzt sprechen
Doch so weit muss es nicht kommen. "Diabetiker sollten
trotz ihrer Krankheit Sport treiben, allerdings sollten sie vorher mit einem
Arzt reden", rät AOK-Mediziner Schmidt. "Gerade Typ-2-Diabetiker
können durch Sport viel zur Besserung der Krankheit beitragen. In einigen
Fällen kann dann auch ganz auf eine Therapie mit Medikamenten verzichtet
werden. Zusätzlich wird das durch Diabetes vergrößerte Risiko für
Herz-Kreislauferkrankungen vermindert." Bei Typ-1-Diabetikern muss vor
allem das Verhältnis der Insulindosis, der Nahrungsaufnahme und des Flüssigkeitshaushaltes
zur körperlichen Belastung stimmen. Der Blutzuckerwert sollte vor, während und
nach der körperlichen Belastung kontrolliert werden. Bei zu hohem
Blutzuckerwert oder positivem Azetontest darf kein Sport getrieben werden.
Training langsam steigern
Für beide Diabetikertypen gilt: Zu Anfang sollte das
Training nicht übertrieben werden, lieber sollte es stufenweise gesteigert
werden. Wichtig ist regelmäßiges Bewegen. Hier reichen 30 Minuten täglich aus.
Wer in einer Gruppe trainiert, sollte seine Sportpartner über die Erkrankung
informieren. "Das kann im Notfall wichtig sein, denn Freunde und Bekannte
können dann angemessen reagieren", so Schmidt.
Gegen die durch zu viel Insulin im Blut verursachte
Unterzuckerung hilft nach weiteren Angaben Schmidts die Aufnahme von
Kohlenhydraten. Damit würden Folgeerscheinungen wie Konzentrationsschwäche bis
hin zu Verwirrtheit vermieden. Diabetiker mit Insulintherapie sollen vor der
körperlichen Aktivität die Insulindosis entsprechend reduzieren. Tritt dennoch
eine Unterzuckerung auf, können sie ihre Kohlehydratzufuhr entsprechend den
Blutzuckerwerten anpassen. Dies wird in den Diabetesschulungen vermittelt. Wichtig
ist vor allem, den Blutzucker auch nach dem Sport zu messen, da mehrere Stunden
später noch eine Unterzuckerung auftreten kann.