Mit der warmen Jahreszeit werden Zecken, auch Holzböcke genannt, wieder aktiv. Sie brauchen Blut und beginnen mit der Suche nach Wirten. Das können Menschen und Tiere sein. Wer durch Gebüsch oder Gras geht, streift die Tierchen unbemerkt von Halmen oder Blättern ab. Oft ist jetzt von „Zeckenalarm“ oder „gefährlichen Blutsaugern“ die Rede. Das hält Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband, für übertrieben: „Die meisten Stiche sind harmlos. Da Zecken jedoch Borrelien und FSME-Viren übertragen können, sind in Einzelfällen schwere Erkrankungen möglich.“ Um diese zu vermeiden, rät die AOK-Ärztin zu Umsicht und Vorsicht nach und während Streifzügen durch die Natur.
Um Infektionskrankheiten vorzubeugen, ist es am besten, Zeckenbisse von vornherein zu vermeiden. Wer durch Unterholz oder Gras streift, sollte daher Kleidung tragen, die den Körper – besonders Arme und Beine - vollständig bedeckt. "Stecken Sie die Hosenbeine in die Socken und tragen Sie festes Schuhwerk", rät AOK-Medizinerin Eymers. Empfehlenswert ist helle Kleidung, da die Blutsauger darauf eher bemerkt werden als auf dunkler. Zusätzlichen Schutz können spezielle Insektenschutzmittel bieten, die man auf Haut und Kleidung sprühen kann.
Zecken krabbeln manchmal mehrere Stunden lang auf dem Körper umher, bevor sie stechen. "Suchen Sie sich oder ihre Kinder daher bald nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken ab, noch bevor sich diese festgesetzt haben", empfiehlt Eymers. Bevorzugte Stellen sind die Achseln, die Leiste und Kniekehlen sowie bei Kindern der Haaransatz. Übrigens: Da Hunde und Katzen besonders gerne durch Gras und Gebüsch stromern, sollten auch sie nach Zecken abgesucht werden.
Schnell entfernen
"Finden Sie eine Zecke, dann entfernen Sie diese so schnell wie möglich mit einer feinen, spitzen Pinzette, mit einer Zeckenzange oder Zeckenkarte", sagt Eymers. Wichtig ist es dabei, das Tier am Kopfbereich nah an der Haut zu greifen, dann vorsichtig nach oben wegzuziehen und nicht zu quetschen. Die Stelle sollte anschließend desinfiziert werden. Bleibt ein Teil der Zecke in der Haut zurück, sollte ein Arzt diesen Rest entfernen. "Beobachten Sie in den kommenden Wochen, ob sich die Stelle verändert", so AOK-Ärztin Eymers. "Falls ja, gehen Sie zum Arzt."
Auf keinen Fall sollte man Öl, Nagellack, Alkohol, Zahnpasta oder Klebstoff verwenden, um die Zecke damit zu beträufeln. Das Insekt stirbt dann zwar, gibt im Todeskampf aber vermehrt Krankheitserreger ab. Durch eine schnelle Entfernung des Tiers verringert sich das Risiko, dass Borreliose-Bakterien übertragen werden. Denn je länger die Zecke saugt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Mehrere zehntausend Menschen in Deutschland infizieren sich jedes Jahr mit Borreliose. Bildet sich wenige Tage oder Wochen nach dem Zeckenstich um die Einstichstelle ein kreisrunder, roter Hautausschlag, der größer wird (Wanderröte), kommen noch Fieber und Gliederschmerzen hinzu, deutet das auf eine Infektion mit Borrelien hin. "Gehen Sie dann sofort zum Arzt", rät Eymers.
Borreliose frühzeitig behandeln
Behandelt wird eine Borreliose mit Antibiotika. Je früher das geschieht, desto besser ist die Aussicht auf Heilung. Die Erkrankung verläuft zwar meist problemlos. Im schlimmsten Fall können jedoch schwere Erkrankungen an Herz, Haut, Nervensystem und Gelenken entstehen. Noch nach Monaten kann es zu Sehstörungen, Lähmungserscheinungen im Gesicht, Glieder-, Kopf- oder Nackenschmerzen kommen. Eine zugelassene Schutzimpfung gibt es in Europa gegen Borreliose noch nicht.
Gegen FSME gibt es Impfschutz
Anders ist das bei FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), einer Hirnhautentzündung, die von Viren verursacht wird. Wer in einem FSME-gefährdeten Gebiet lebt und sich häufig draußen aufhält, kann sich impfen lassen. Ein Impfschutz kann auch sinnvoll sein, wenn man in einem FSME-gefährdeten Gebiet Urlaub macht, egal, ob im In- oder Ausland.
FSME kommt in Deutschland zwar seltener vor als Borreliose, doch die Infektionsrate steigt. Wie wahrscheinlich es ist, durch einen Zeckenstich FSME zu bekommen, lässt sich laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) nur sehr grob schätzen. In ganz Deutschland wurden, so das IQWIG, im Jahr 2011 insgesamt etwa 400 FSME-Erkrankungen gemeldet, die meisten davon in Bayern und Baden-Württemberg. Landkreise, in denen es häufiger als anderswo zu FSME-Erkrankungen kommt, gelten als sogenannte Risikogebiete. Bundesländer, in denen vermehrt FSME-Erkrankungen auftreten, sind Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Symptome ähneln denen einer Grippe
Die Symptome einer FSME-Infektion ähneln denen einer Grippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Bei manchen Infizierten können nach einer beschwerdefreien Phase erneut Fieber, Erbrechen, Nackensteife und Kopfschmerzen auftreten. Besonders gefährdet sind Erwachsene. Jedes Jahr sterben ein bis zwei Menschen in Deutschland an den Folgen von FSME. Umsicht und Vorsicht blieben - so Dr. Eymers - also der beste Schutz gegen die Risiken eines Zeckenbisses.