Deutschland beteiligt sich regelmäßig mit unterschiedlichen Veranstaltungen zur Problematik Antibiotikaresistenzen an den Aktivitäten zu diesem Tag. 2012 u.a. auch mit einem Workshop, den das Robert Koch-Institut gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und EurSafety-Health-Net Anfang November veranstaltet hat.
„Antibiotikaresistenzen sind ein komplexes Problem. Viele verschiedene Stellen müssen kontinuierlich und interdisziplinär zusammenarbeiten und aktiv sein“, daran erinnert Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. Um Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken und eine gezieltere Herangehensweise auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008 die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) entwickelt, an der auch die Bundesländer und weitere Akteure des Gesundheitswesens beteiligt waren.
Seitdem werden die in DART enthaltenen Maßnahmen ständig an neue Gegebenheiten angepasst. Einen aktuellen Überblick über Umfang und Art des Problems sowie die zur Vermeidung, Erkennung und Bekämpfung etablierten Strukturen, Konzepte und Maßnahmen gibt das Bundesgesundheitsblatt in der soeben erschienenen Ausgabe (Doppelheft November/Dezember 2012). Mit den in DART enthaltenen Maßnahmen konnten in den vergangenen Jahren bereits weitreichende Fortschritte erzielt werden. „Nun gilt es, bewährte Strategien zu verstetigen und konsequent weiter umzusetzen“, unterstreicht Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr.
Grundlage für eine adäquate Antibiotikagabe sind Wissen sowie Strukturen und Abläufe, die verantwortungsbewusstes Handeln ermöglichen. Wichtige Schwerpunkte im humanmedizinischen Abschnitt von DART sind, neben Surveillance, Diagnostik, Therapieleitlinien und Zusammenarbeit, die Aus-, Weiter- und Fortbildung von medizinischen Berufsgruppen.
Ein zentrales Ziel von DART ist eine bessere Erhebung und Bewertung von Daten (Surveillance). „Verlässliche und regelmäßig erhobene Daten zu Antibiotikaresistenzen und zum Antibiotikaverbrauch sind Voraussetzung für gezielte Präventionsmaßnahmen“, erklärt Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts. Das Robert Koch-Institut erfasst bei der „Antibiotika-Resistenz-Surveillance“ (ARS), deren Ergebnisse auch im Internet abrufbar sind, in standardisierter Form Resistenzdaten aus mikrobiologischen Laboratorien. Dabei wird das gesamte Spektrum klinisch relevanter bakterieller Erreger aus der stationären und ambulanten Versorgung erfasst. Im Bundesgesundheitsblatt berichten die Infektionsepidemiologen des RKI über Erreichtes und Ausstehendes bei ARS.
Die genaue Charakterisierung von Krankenhauskeimen, insbesondere ihrer genetischen Ausstattung, ermöglicht die Aufklärung von Infektionsketten und gibt Hinweise auf Entstehung und Verbreitungswege von Resistenzeigenschaften. Über aktuelle Entwicklungen bei MRSA (multi- oder methicillinresistente Staphyloccocus aureus) und VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) berichten im Bundesgesundheitsblatt die Mikrobiologen des Nationalen Referenzzentrums für Staphylokokken und Enterokokken am Robert Koch-Institut. Bei gramnegativen Bakterien, zu denen Darmbakterien wie E. coli und Klebsiellen zählen, können sich Resistenzgene besonders leicht zwischen verschiedenen Bakterien(-arten) austauschen. Resistenzgene enthalten die Information für zelluläre Mechanismen, mit denen Bakterien die Wirkung von Antibiotika zunichte machen können. Eine bekannte Gruppe solcher Faktoren sind ESBL (Extended Spektrum Beta-Laktamasen). Über aktuelle Entwicklungen bei Bakterien, die diese Eigenschaft besitzen, berichten ebenfalls Mikrobiologen aus dem RKI in einem Artikel im Bundesgesundheitsblatt.
Lücken in der konsequenten Umsetzung von Hygieneempfehlungen tragen zur Verbreitung von (resistenten) Erregern bei. Viele wichtige gramnegative Erreger kommen im Darm vor. Bei solchen Erregern sind andere Maßnahmen im Kampf gegen die Verbreitung erforderlich als etwa bei MRSA, die auf der Haut und in der Nase vorkommen. Die am RKI angesiedelte Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention hat aktuelle Empfehlungen zum Umgang mit diesem Problem, das heißt bei Infektion oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Bakterien, erarbeitet. Diese Empfehlungen sind in der Oktober-Ausgabe des Bundesgesundheitsblatts veröffentlicht und sind auch auf den RKI-Internetseiten abrufbar. Ein Beitrag über das Treffen der Moderatoren von regionalen Netzwerken gegen multiresistente Erreger (insbesondere MRSA) erläutert, wie durch erhöhte Aufmerksamkeit und koordiniertes Vorgehen Erfolge in der Eindämmung von Antibiotikaresistenzen erzielt werden können.
Stand: 14.11.2012