Dienstag, 7. Mai 2013

Bei Tattoos auf Hygiene achten


Ob Sängerin Lena die Mitglieder der deutschen Fußball-National-Elf oder viele weitere Prominente: Für viele Menschen sind Tätowierungen Körperkunst und ein Ausdruck ihres Lebensgefühls. "Gehen Sie in ein professionelles Tattoo-Studio, in dem Hygieneregeln eingehalten werden", empfiehlt Deniz Moday. Die Hautärztin bei der AOK rät außerdem, sich beim Tätowierer nach der Qualität der verwendeten Farben zu erkundigen. Etwa neun Prozent der Bundesbürger sind tätowiert, schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR/Stand 2010). Besonders bei jungen Leuten sind Tattoos beliebt: Unter den 16- bis 29-Jährigen lässt sich durchschnittlich jeder vierte Ornamente, Schriftzeichen, Comics oder Porträts stechen.

"Tätowierungen gehen buchstäblich unter die Haut", sagt AOK-Medizinerin Moday. Die Nadel der Tätowierpistole spritzt mit winzigen Stichen ein bis zwei Milligramm Farbstoff pro Quadratzentimeter in die mittlere Hautschicht, die sogenannte Dermis. Immunzellen des Körpers kapseln die Farbpigmente ein und sorgen so dafür, dass der Körper sie nicht mehr abbauen kann. Experten vermuten, dass die Farbpigmente nicht in der Dermis bleiben, sondern sich spalten und im Körper verteilen. Laut BfR sind in Lymphknoten tätowierter Menschen bereits Farbpigmente nachgewiesen worden.

Bunte Körperbilder


Bis zu 300 Farbmischungen werden beim Tätowieren verwendet. Bunte Körperbilder enthalten bis zu 60 verschiedene Farbpigmente. Problematisch ist, dass Tattoo-Farben keine Zulassung brauchen – die Hersteller müssen also nicht nachweisen, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind. Die Folge: In vielen Tätowierungsfarben stecken Schwermetalle wie Kupfer, Eisen, Chrom und Zink sowie Verunreinigungen und Konservierungsmittel. Besonders kräftige Farben und Farben mit Spezialeffekten enthalten oft problematische Stoffe. „Auf Rot und Grün reagieren viele Menschen allergisch“, warnt AOK-Hautärztin Moday. Die Tätowiermittel-Verordnung, die seit Mai 2009 gilt, verbietet lediglich sogenannte Azofarbstoffe, deren Abbauprodukte Krebs erregen können. Nicht erlaubt ist zudem die Verwendung bestimmter weiterer Farbstoffe, die in der Verordnung aufgelistet sind. Die Regelung verpflichtet die Hersteller außerdem, die Inhaltsstoffe der Mittel anzugeben.

Wer sich ein Tattoo stechen lassen möchte, sollte darauf achten, dass der Tätowierer steril arbeitet. "Wenn die Hygiene zu wünschen übrig lässt, besteht die Gefahr, dass sich die tätowierten Stellen entzünden", warnt Moday. Außerdem können sich die Tätowierten mit Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, Hepatitis C, Tetanus oder HIV anstecken. Vor dem Stechen sollte sich der Tätowierer erkundigen, ob der Kunde unter Allergien, Erkrankungen oder Infektionen leidet und ihn beraten, was er während der Wundheilung beachten sollte.

Die Instrumente sollten sauber gelagert und nach jeder Behandlung sterilisiert werden. Die Nadeln dürfen nur einmal verwendet werden. Vor dem Stechen sollte der Tätowierer gründlich seine Hände waschen und während des Vorgangs Einmalhandschuhe tragen. Die Stelle, die tätowiert wird, sollte er vor und nach dem Stechen desinfizieren. 

 

Für Allergiker ungeeignet


Patienten mit Neurodermitis und Menschen, bei denen sich bereits nach kleinen Operationen wulstige Narben bilden (Narbenkeloide), rät Hautärztin Moday von einer Tätowierung ab. Auch Allergikern empfiehlt sie, auf diesen Körperschmuck zu verzichten, da die Inhaltsstoffe der Tätowiermittel bei ihnen starke allergische Reaktionen auslösen können. Das gilt besonders für alle, die gegen Metallverbindungen wie Chrom oder Kobalt allergisch reagieren, da viele Tattoo-Farben diese Stoffe enthalten. Eine internetbasierte Umfrage der Universität Regensburg unter etwa 4.500 Tätowierten hat gezeigt, dass sechs Prozent der Befragten unter anhaltenden gesundheitlichen Beschwerden leiden. Dazu zählen lang andauernde Schwellungen und allergische Reaktionen, zum Beispiel nach einem Kontakt mit Textilien oder bei Lichteinwirkung.

Moday empfiehlt auch Patienten mit einer Immunschwäche, Infektionskrankheiten, Bluterkrankheiten und Patienten, die in Thrombose-Behandlung sind, sich nicht tätowieren zu lassen. Wer trotzdem auf den Körperschmuck nicht verzichten möchte, sollte vorher mit seinem Arzt sprechen. Laut BfR treten gelegentlich bösartige Tumore in Tätowierungen auf. Ob sie durch die Tätowierung verursacht wurden, ist derzeit noch unklar.
 

Vorher gut überlegen


Gewöhnlich trägt man die Bilder, Schriftzüge und Ornamente für den Rest des Lebens. "Freundschafts- und Liebes-Tattoos sollten daher gut überlegt sein", sagt Moday. Vorsicht ist bei sichtbaren Körperstellen wie Gesicht, Hals, Händen und Armen geboten, denn mit dem Alter bekommen auch die Tätowierungen Falten. Außerdem ist der Körperschmuck bei vielen Arbeitgebern nicht gern gesehen. Ratsam ist es auch, beim Tätowierer nachzufragen, welche Farben er verwendet und ob er die Tätowiermittel-Verordnung einhält.""Am sichersten sind dunkle Farben, die keine Metallverbindungen enthalten", weiß die Hautärztin. "Tätowierungen, die nicht zu bunt und aufwändig sind, lassen sich am besten wieder entfernen."
Nicht wenige Tätowierte wollen den Körperschmuck nach einiger Zeit wieder loswerden. "Das ist allerdings langwierig, teuer und gelingt nicht immer", sagt Moday. Die Entfernung der Tattoos ist Privatsache, die gesetzlichen Krankenkassen dürfen die Kosten dafür nicht übernehmen. Gewöhnlich sind mehrere Behandlungen notwendig.
 

Entfernung mithilfe von Laserstrahlen


Bei der Entfernung eines Tattoos werden in der Regel mithilfe von Laserstrahlen die Farbpigmente in der Haut zerstört, so dass der Körper sie anschließend abbauen kann. Für jede Farbschicht muss dabei der richtige Laserstrahl verwendet werden. Wie beim Tätowieren entstehen Schürfwunden, die abheilen müssen. Auch danach können Narben und Veränderungen der Hautpigmente zurückbleiben. Hautärztin Moday empfiehlt daher: "Überlegen Sie sich ganz genau, ob Sie diesen bleibenden Hautschmuck wirklich haben wollen und an welcher Stelle Sie sich ein Tattoo stechen lassen."