Montag, 1. April 2013

Parkinson: Erste Anzeichen ernst nehmen


Vor einiger Zeit hat es der bayerische Schauspieler und Kabarettist Ottfried Fischer getan. Zuvor machten Prominente wie der Schauspieler Michael J. Fox und die Boxerlegende Muhammad Ali ihre Parkinson-Erkrankung bekannt, um anderen Betroffenen Mut zur Akzeptanz ihrer Krankheit zu machen. "Parkinson ist nicht heilbar, aber heute gut zu behandeln. Je früher man die Behandlungsoptionen plant, desto besser", sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie im AOK-Bundesverband.

Fischer, den viele Fernsehzuschauer als "Bulle von Tölz" oder "Pfarrer Braun" kennen, bekannte in einem Interview, wie schwer ihm genau dieser Schritt gefallen war: Nachdem er erste Anzeichen der Krankheit, die auch als Schüttellähmung bekannt ist, an sich bemerkt hatte, habe er noch zwei Jahre mit dem Arztbesuch gewartet. Zu lange, wie Maroß erläutert: "Um die Behandlung der Krankheit bestmöglich zu planen, ist es wichtig, schon erste Anzeichen ernst zu nehmen und seinen Arzt zu Rate ziehen."

Schleichender Verlauf


Zu den typischen Anzeichen für eine Parkinson-Erkrankung gehört zunächst einmal ihr schleichender Verlauf: Anfangs zittert oft nur eine Hand. Später können hinzu kommen:
  • Steifheit, Langsamkeit und Ungeschicklichkeit auf derselben Seite. Aktivitäten wie das Zähne putzen oder das Zuknöpfen des Hemdes fallen schwerer.
  • Im weiteren Verlauf treten solche Symptome auch auf der anderen Körperseite auf, sie bleiben aber meist schwächer.
  • Nach und nach fällt auch das Gehen schwerer, die Patienten machen kleinere Schritte.
  • Sie sprechen monotoner, leiser und heiserer.
  • Das Gesicht wird ausdrucksloser.
  • Später entwickeln die Betroffenen oft auch Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Häufig fällt es ihnen schwer, enge Stellen wie Türen zu passieren. Es entsteht der Eindruck, die Bewegung friere kurz ein.
  • Oft werden die Symptome im Verlauf der Krankheit begleitet von Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen.
Die Beschwerden treten bei den Patienten in unterschiedlichen Kombinationen und unterschiedlich stark auf. Betroffen sind davon Schätzungen zufolge in Deutschland zwischen 80.000 und 160.000 Menschen. Die meisten sind bei Ausbruch der Krankheit zwischen 50 und 60 Jahre alt; nur fünf bis zehn Prozent sind unter 40. Männer und Frauen sind laut Deutscher Parkinson-Vereinigung in etwa gleich stark betroffen.

Bis heute kennt die Forschung die Ursache für die Parkinson-Krankheit nicht, weiß aber, welche Vorgänge im Gehirn die Beschwerden auslösen: So sterben in der Hirnregion, die Schwarze Substanz (Substantia nigra) genannt wird, Nervenzellen ab. Dadurch wird immer weniger Botenstoff Dopamin produziert, so dass wiederum die Balance sämtlicher Botenstoffe im Gehirn durcheinander gerät. Dadurch entstehen die typischen Symptome. Allerdings werden sie äußerlich erst sichtbar und spürbar, wenn schon sehr viele Nervenzellen abgestorben sind.

Mangel an Dopamin


Wer Symptome an sich beobachtet, sollte sich deshalb untersuchen lassen. Meist sind es Neurologen, die die Diagnose stellen und die Parkinson-Patienten behandeln. Der Mangel an Dopamin wird dabei durch Medikamente ausgeglichen. Das genaue Einstellen der Medikamente ist wichtig, um mögliche Nebenwirkungen wie beispielsweise Übelkeit, überschießende unwillkürliche Bewegungen oder Halluzinationen zu vermeiden. Die Auswahl und Kombination der Medikamente hängen vom Alter, den individuellen Begleiterkrankungen, dem Verlauf der Krankheit und der Schwere der Symptome ab. Hier hat es in den vergangenen Jahrzehnten enorme Forschritte gegeben. "Zum Glück können viele Patienten deshalb heute sehr lange gut und vielfach sogar weitgehend beschwerdefrei mit ihrer Krankheit leben", sagt Maroß.

Lebensqualität erhalten


Zusätzlich zu den Medikamenten, die das möglich machen, sind im individuellen Fall weitere Therapien zu überlegen, um die Lebensqualität der Patienten zu erhalten. So können Krankengymnastik und Ergotherapie helfen, die Bewegungsabläufe harmonisch zu halten. Bei Schluckbeschwerden sollte ein Sprachtherapeut zu Rate gezogen werden. Entspannungstechniken können helfen, schwierige Alltagssituationen besser zu meistern.

Unterstützung durch Selbsthilfegruppen


Bei Depressionen können antidepressive Medikamente helfen, in einigen Fällen ist eine Verhaltenstherapie sinnvoll. Psychologische Beratung kann nicht nur dem Betroffenen helfen, sondern auch, wenn dessen Familie Schwierigkeiten hat, sich auf die Krankheit einzustellen. "Selbsthilfegruppen leisten dabei gute Unterstützung", sagt Maroß.

Dass das Leben mit Parkinson heute ganz anders aussieht als noch vor einigen Jahrzehnten, geht letztlich auch zurück auf den englischen Arzt James Parkinson. Er beschrieb 1817 erstmals in einem Buch die Krankheit. Der Welt-Parkinson-Tag 2012 erinnert am 11. April an den Mediziner.

Weitere Infos zum Parkinson-Syndrom:
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