Fettreduzierte Lebensmittel sind auf dem
Vormarsch. Viele Menschen hoffen, mit derartigen Produkten abzunehmen.
Allerdings ist deren Wirkung umstritten: Man nimmt zwar weniger Energie
auf, isst dafür aber unter Umständen mehr, wenn man sich nicht satt
fühlt. Arbeitsgruppen an der Technischen Universität München und an der
Universität Wien untersuchten, wie Öl und Fett das Sättigungsgefühl
regulieren.
Vier Speisefette nahmen die Wissenschaftler unter die Lupe:
Schweineschmalz, Milchfett, Raps- und Olivenöl. Über drei Monate aßen
120 Studienteilnehmer zusätzlich zu ihrer normalen Kost täglich 500 g
Magerjogurt, der mit einem der vier Fette angereichert war.
Den größten Sättigungseffekt hatte dabei das Olivenöl. Bei den Probanden
der Olivenöl-Gruppe konnte eine erhöhte Konzentration des
Sättigungshormons Serotonin im Blut festgestellt werden. Zudem
beurteilten sie den Olivenöl-Jogurt subjektiv als sehr sättigend. Der
Anteil des Körperfetts und das Körpergewicht blieben in dieser Gruppe
konstant.
Das ist ein überraschendes Ergebnis, da Raps- und Olivenöl ähnliche
Fettsäuren enthalten. Daher nahmen die Wissenschaftler in einem anderen
Versuch die Aromen im Olivenöl ins Visier. Im zweiten Studienteil
erhielt eine Gruppe Jogurt mit Aroma-Extrakten aus Olivenöl, eine
Kontrollgruppe reinen Jogurt. Das Ergebnis: Die Olivenöl-Gruppe blieb
bei ihrer üblichen Energieaufnahme; dagegen kam die Kontrollgruppe auf
ein Plus von 176 kcal pro Tag. Die Aroma-Probanden passten also ihr
Essverhalten an. Im Vergleich zur Aromagruppe hatten die
Kontrollpersonen auch weniger Sättigungshormon im Blut.
Eine mögliche Erklärung für die geringere Energieaufnahme ist das
Sättigungsgefühl: Wie lange dieses nach dem Essen anhält, hängt neben
anderen Faktoren insbesondere vom Blutzuckerspiel ab. Je schneller er
sinkt, das heißt, je schneller die Körperzellen Zucker aus dem Blut
aufnehmen, desto eher fühlt man sich wieder hungrig.
Im nächsten Schritt wurde untersucht, welche Aromastoffe im Öl die
Zuckeraufnahme durch die Zellen am effektivsten verzögern. Dafür wurden
Olivenöle aus Spanien, Griechenland, Italien und Australien genutzt. Die
Forscher identifizierten zwei Inhaltsstoffe, die die Aufnahme von
Glucose aus dem Blut in Leberzellen verringerten: Hexanal und E2-Hexanal
- wobei italienisches Olivenöl die größten Mengen der beiden
Aromastoffe enthält. Letztendlich konnte so nachgewiesen werden, dass
Geschmackstoffe die Sättigung regulieren können.
Dr. Jörg Häseler, www.aid.de