"Schon früher haben Jugendliche auf dem Schulhof gestritten oder in der Clique
gelästert. Aber heute gibt es einen fatalen Unterschied: Das Netz
vergisst nichts und ist grenzenlos", erläutert Ulrich Adler, Leiter
regionales Vertragswesen der TK in NRW, die neue Qualität des Mobbings. Deshalb ergänzte die TK ihr Aufklärungsportal "www.gewalt-gegen-kinder.de" um das Kapitel "Cybermobbing".
"Die Forsa-Studie bestätigt auch unsere Erfahrungen: Cybermobbing
ist kein Randphänomen, sondern weitverbreitete Realität", sagt Monika
Atorf, Kriminaloberkommissarin aus Bielefeld. Angesichts der Verbreitung
des Internets sei dies keine Überraschung. "Schließlich ist für
Jugendliche das Internet heutzutage selbstverständlicher Alltag", weiß
die Expertin der Polizei.
Mobber
im Internet begehen Straftaten. Jede Beleidigung, Bedrohung, das
Ausspähen von Daten oder Nachstellung im Netz hat Konsequenzen. Das
Strafgesetzbuch sieht für Fälle von Beleidigungen eine Freiheitsstrafe
bis zu einem Jahr oder Geldstrafe vor. Bei Erpressungen liegt das
Strafmaß sogar bei bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe.
Laut TK-Studie
nutzen 99 Prozent der Befragten das weltweite Netz. Täglich surfen 69
Prozent der nordrhein-westfälischen Schüler länger als eine Stunde im
Internet, 63 Prozent sind in sozialen Netzwerken aktiv, 36 Prozent in
Chatrooms.
Die Opfer einer Cybermobbing-Attacke
sind nicht nur wütend (70 Prozent), verzweifelt (24 Prozent) oder
fühlen sich hilflos (22 Prozent), sondern leiden auch unter körperlichen
Folgen. Von Schlafstörungen berichten 17 Prozent, Kopfschmerzen nennen
10 Prozent und Bauchschmerzen acht Prozent als Reaktion auf Cybermobbing. "Auf Grundlage der Forsa-Umfrage müssen wir davon ausgehen, dass rund 400.000 Schülern allein in NRW bisher Opfer von Cybermobbing geworden sind. Angesichts dieser Daten besteht dringender Handlungsbedarf. Als Krankenkasse wollen wir mit dem neuen Baustein Cybermobbing im Portal 'www.gewalt-gegen-kinder.de' helfen", unterstreicht Ulrich Adler.
Auch die Polizei Bielefeld ist der Ansicht, dass Aufklärung und Information über Cybermobbing verbessert werden müssen. Vor allem, um schon die Anfänge von Cybermobbing
zu vermeiden. Bereits im Vorfeld können Schülerinnen und Schüler darauf
achten, ihre Privatsphäre zu schützen. Denn ein leichtfertiger Umgang
mit persönlichen Daten wie Wohnadresse, eMail-Adresse, private Fotos,
Passwörter und Telefonnummer öffnet Cybermobbern Tür und Tor.
Für Opfer von Cybermobbing-Attacken gibt die Polizei folgende Tipps:
- bleibe ruhig und mobbe niemals zurück
- hole dir Hilfe von erwachsenen Vertrauenspersonen (z.B. Eltern oder Lehrer) und entscheidet gemeinsam über das weitere Vorgehen
- sichere Beweise (SMS, eMails, Bilder)
- melde Belästigungen indem du oder deine Eltern Kontakt mit dem Anbieter der Plattform aufnehmen
- sofern die Möglichkeit besteht, sperre Personen die dich belästigen
Hilfe
finden Betroffene zudem bei Beratungsstellen vor Ort. Entsprechende
Adressen gibt es beim Kommissariat für Kriminalprävention und
Opferschutz der Bielefelder Polizei, Tel.: 05 21 / 54 5-0.
Hintergrund:
Für
die Forsa-Umfrage wurden im Jahr 2011 in Nordrhein-Westfalen 1.000
deutschsprachige Schüler zwischen 14-20 Jahren telefonisch interviewt.