Mittwoch, 10. April 2013

Bewegung hilft gegen Reisethrombose


Sommer, Sonne, Meer - die Aussicht auf einen schönen Urlaub lockt. Doch vor der Ankunft am gewählten Ziel steht häufig eine lange Reise auf beengtem Raum, die auch Gefahren birgt: Auf Langstreckenflügen, aber auch auf langen Fahrten mit dem Auto oder mit der Bahn, kann sich das Blut in den tiefen Beinvenen stauen. Es kann eine Thrombose entstehen. Für gesunde Menschen besteht dennoch kein Grund zur Panik. Einfache Übungen und Verhaltensregeln können das Risiko, eine Reisethrombose zu erleiden, deutlich verringern, sagt Dr. Christiane Roick, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Wegen der beengten räumlichen Verhältnisse in Flugzeugen, aber auch in anderen Verkehrsmitteln, besteht eine erhöhte Thrombosegefahr - auch "Touristenklasse-Syndrom" genannt. Vor allem Bewegungslosigkeit mit angewinkelten Knien auf engen Sitzen gehört zu den Faktoren, die dafür verantwortlich sind. Zwischen 76 Zentimetern und 91,5 Zentimetern beträgt der Sitzabstand nach Angaben von Fluggesellschaften in Flugzeugen, in Bussen liegt dieser Abstand zwischen 74 Zentimetern und 85 Zentimetern, in Zügen beträgt er zirka 92 Zentimeter.

Langes Sitzen erschwert Rückfluss des Blutes

"Beim langen bewegungslosen Sitzen ist der Rückfluss des venösen Blutes aus den Beinen zum Herzen erschwert", erläutert Roick. "Bei gestautem Blut können sich an den Gefäßwänden leichter kleine Blutgerinnsel, sogenannte Thromben, bilden." Die meisten dieser Thromben lösen sich nach Angaben der Medizinerin von selbst wieder auf, ohne Schaden anzurichten. Manchmal passiert es jedoch, dass sich ein Thrombus ablöst und eine Arterie in der Lunge verschließt. Eine solche Lungenembolie kann, wenn wichtige Gefäße betroffen sind, lebensgefährlich sein.

Besonders gefährdet sind nach Worten Roicks Personen, die bereits eine Thrombose erlitten haben, Raucher, ältere Menschen und Personen, die vor kurzem operiert wurden oder eine längere Bettruhe hinter sich haben sowie Menschen mit Risikofaktoren wie starkem Übergewicht, hohem Blutdruck, Herzschwäche, ausgeprägten Krampfadern, bösartigen Tumoren oder einer erhöhten Gerinnungsneigung. Auch Menschen mit größeren Verletzungen oder mit Gipsbein sowie Schwangere und Frauen, die die Pille nehmen, gehören zur Risikogruppe. "Das Gefährliche an einer Thrombose ist, dass sie nur selten spezifische Beschwerden macht", sagt Roick. Erste Hinweise auf eine Gefahr könnten aber eine Schwellung des Beins, erweiterte oberflächliche Beinvenen, Schmerzen in der Wade beim Fußbeugen, ein örtlicher Druckschmerz sowie eine gerötete oder bläulich glänzende Haut geben.

Wer gesund ist, muss sich auch bei langen Reisen in der Regel keine Sorgen machen. Roick: „Durch einige Verhaltensregeln kann man das Risiko einer Thrombose noch weiter senken. Häufiges Aufstehen hilft ebenso wie ein Kreisen mit den Füßen, wie es manche Fluggesellschaften in eigens gegen das Thromboserisiko in Flugzeugen entwickelten Videos zur Regulierung der Durchblutung vorschlagen.

"Wadenpumpe" ist eine effektive Übung

Gut sei es auch, häufig auf und ab zu gehen, empfiehlt Roick. Eine effektive Übung sei die sogenannte Wadenpumpe, die das Blut aus den Beinen transportiert: "Füße flach auf den Boden stellen, abwechselnd Fersen und Zehen heben und wieder auf den Boden drücken." Reisende, die mit dem Auto unterwegs sind, sollten sich in regelmäßigen Abständen auf einem Rastplatz an der frischen Luft bewegen.

Wichtig ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Auf einem Flug von Frankfurt nach New York verliert der Körper etwa einen Liter Flüssigkeit. "Sie sollten also unbedingt ausreichend trinken", rät Roick. Vor allem Mineralwasser und Fruchtsäfte seien gut geeignet, während bei alkoholischen Getränken oder Kaffee eher Vorsicht geboten sei. Die Beine sollten beim Sitzen möglichst nicht übereinander geschlagen werden. Auf das Tragen von engen Schuhen, Strümpfen mit einengenden Bündchen oder beengender Kleidung sollte verzichtet werden.

Roick weiter: "Passagiere mit erhöhtem Risiko sollten während des Fluges und noch zwei Tage danach Kompressionsstrümpfe tragen. Außerdem sollten sie vor Beginn einer langen Reise mit ihrem Arzt sprechen, der, wenn es erforderlich ist, ein gerinnungshemmendes Medikament verordnen kann." Und noch einen Tipp hat Roick: "An den Ausgängen der Maschine ist meist etwas mehr Platz, um Lockerungsübungen zu machen, ohne die Mitreisenden zu stören."