Sommer, Sonne, Meer - die Aussicht auf einen schönen Urlaub
lockt. Doch vor der Ankunft am gewählten Ziel steht häufig eine lange Reise auf
beengtem Raum, die auch Gefahren birgt: Auf Langstreckenflügen, aber auch auf
langen Fahrten mit dem Auto oder mit der Bahn, kann sich das Blut in den tiefen
Beinvenen stauen. Es kann eine Thrombose entstehen. Für gesunde Menschen
besteht dennoch kein Grund zur Panik. Einfache Übungen und Verhaltensregeln
können das Risiko, eine Reisethrombose zu erleiden, deutlich verringern, sagt
Dr. Christiane Roick, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Wegen der beengten räumlichen Verhältnisse in Flugzeugen,
aber auch in anderen Verkehrsmitteln, besteht eine erhöhte Thrombosegefahr -
auch "Touristenklasse-Syndrom" genannt. Vor allem Bewegungslosigkeit
mit angewinkelten Knien auf engen Sitzen gehört zu den Faktoren, die dafür
verantwortlich sind. Zwischen 76 Zentimetern und 91,5 Zentimetern beträgt der
Sitzabstand nach Angaben von Fluggesellschaften in Flugzeugen, in Bussen liegt
dieser Abstand zwischen 74 Zentimetern und 85 Zentimetern, in Zügen beträgt er
zirka 92 Zentimeter.
Langes Sitzen erschwert Rückfluss des Blutes
"Beim langen bewegungslosen Sitzen ist der Rückfluss
des venösen Blutes aus den Beinen zum Herzen erschwert", erläutert Roick.
"Bei gestautem Blut können sich an den Gefäßwänden leichter kleine
Blutgerinnsel, sogenannte Thromben, bilden." Die meisten dieser Thromben
lösen sich nach Angaben der Medizinerin von selbst wieder auf, ohne Schaden
anzurichten. Manchmal passiert es jedoch, dass sich ein Thrombus ablöst und
eine Arterie in der Lunge verschließt. Eine solche Lungenembolie kann, wenn
wichtige Gefäße betroffen sind, lebensgefährlich sein.
Besonders gefährdet sind nach Worten Roicks Personen, die
bereits eine Thrombose erlitten haben, Raucher, ältere Menschen und Personen,
die vor kurzem operiert wurden oder eine längere Bettruhe hinter sich haben
sowie Menschen mit Risikofaktoren wie starkem Übergewicht, hohem Blutdruck,
Herzschwäche, ausgeprägten Krampfadern, bösartigen Tumoren oder einer erhöhten
Gerinnungsneigung. Auch Menschen mit größeren Verletzungen oder mit Gipsbein
sowie Schwangere und Frauen, die die Pille nehmen, gehören zur Risikogruppe.
"Das Gefährliche an einer Thrombose ist, dass sie nur selten spezifische
Beschwerden macht", sagt Roick. Erste Hinweise auf eine Gefahr könnten
aber eine Schwellung des Beins, erweiterte oberflächliche Beinvenen, Schmerzen
in der Wade beim Fußbeugen, ein örtlicher Druckschmerz sowie eine gerötete oder
bläulich glänzende Haut geben.
Wer gesund ist, muss sich auch bei langen Reisen in der Regel
keine Sorgen machen. Roick: „Durch einige Verhaltensregeln kann man das Risiko
einer Thrombose noch weiter senken. Häufiges Aufstehen hilft ebenso wie ein
Kreisen mit den Füßen, wie es manche Fluggesellschaften in eigens gegen das
Thromboserisiko in Flugzeugen entwickelten Videos zur Regulierung der
Durchblutung vorschlagen.
"Wadenpumpe" ist eine effektive Übung
Gut sei es auch, häufig auf und ab zu gehen, empfiehlt
Roick. Eine effektive Übung sei die sogenannte Wadenpumpe, die das Blut aus den
Beinen transportiert: "Füße flach auf den Boden stellen, abwechselnd
Fersen und Zehen heben und wieder auf den Boden drücken." Reisende, die
mit dem Auto unterwegs sind, sollten sich in regelmäßigen Abständen auf einem
Rastplatz an der frischen Luft bewegen.
Wichtig ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Auf
einem Flug von Frankfurt nach New York verliert der Körper etwa einen Liter
Flüssigkeit. "Sie sollten also unbedingt ausreichend trinken", rät
Roick. Vor allem Mineralwasser und Fruchtsäfte seien gut geeignet, während bei
alkoholischen Getränken oder Kaffee eher Vorsicht geboten sei. Die Beine
sollten beim Sitzen möglichst nicht übereinander geschlagen werden. Auf das
Tragen von engen Schuhen, Strümpfen mit einengenden Bündchen oder beengender
Kleidung sollte verzichtet werden.
Roick weiter: "Passagiere mit erhöhtem Risiko sollten
während des Fluges und noch zwei Tage danach Kompressionsstrümpfe tragen.
Außerdem sollten sie vor Beginn einer langen Reise mit ihrem Arzt sprechen,
der, wenn es erforderlich ist, ein gerinnungshemmendes Medikament verordnen
kann." Und noch einen Tipp hat Roick: "An den Ausgängen der Maschine
ist meist etwas mehr Platz, um Lockerungsübungen zu machen, ohne die
Mitreisenden zu stören."