Kennzeichnungspflicht für Eier in Fertigprodukten überfällig
In Fertiglebensmitteln setzen 53 Prozent der Hersteller Eier aus Boden- und Freilandhaltung ein, 12 Prozent verwenden zumindest teilweise noch Eier aus „Kleingruppenhaltung“, dem seit dem Käfighaltungsverbot geltenden Mindeststandard der ausgestalteten Käfige. Jedes dritte Unternehmen verweigerte auf Anfrage der Verbraucherzentrale Hamburg die Auskunft oder antwortete ausweichend. Supermarktketten gaben zu knapp 30 Prozent an, bei ihren Eigenmarken keine Eier aus Kleingruppenkäfigen zu verwenden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg, die bemängelt, dass die Haltungsform auf den Verpackungen von Fertiglebensmitteln nicht gekennzeichnet werden muss.
Meinungsumfragen zeigen, dass die meisten Verbraucher für tiergerechte Hühnerhaltung sind. In Supermärkten werden daher praktisch keine frischen Eier aus „Kleingruppenhaltung“, die wie die inzwischen verbotenen Käfigeier mit „3“ gekennzeichnet sind, mehr angeboten. Während die Verbraucher sich aber bei frischen Eiern durch die klare Kennzeichnung per Stempelaufdruck bewusst gegen „Kleingruppenhaltung“ und für Boden-, Freiland- oder Biohaltung entscheiden können, haben sie diese Möglichkeit bei Fertiglebensmitteln nicht. Das Thema ist von großer Bedeutung: Schätzungen zufolge werden mehrere Milliarden Eier aus Kleingruppenkäfigen pro Jahr verarbeitet. Davon werden allein in Deutschland deutlich mehr als eine Milliarde Eier produziert, dazu kommen noch die Importe aus anderen EU-Staaten.
Für die Untersuchung hat die Verbraucherzentrale 99 Hersteller und 17 Handelsketten befragt sowie 243 eihaltige Lebensmittel im Supermarkt untersucht. Die Ergebnisse:
53 % der Hersteller gaben an, in ihren Produkten nur Eier und Eiprodukte aus Boden- oder Freilandhaltung einzusetzen. Dazu gehören Bahlsen, Ferrero, Thomy (Nestlé), Knorr (Unilever) und Birkel.
10 % der befragten Produzenten teilten mit, dass sie teilweise Eier aus Kleingruppenkäfigen verwenden. Nur zwei Hersteller (2 %) setzen nach eigenen Angaben im Wesentlichen nur solche Eier ein: Rieber & Son (Produktbeispiel: P & W Original Dänische Remoulade) und Dovgan GmbH (Süßwaren).
28 % verweigerten die Auskunft, darunter so bekannte Firmen wie die des Fernsehkochs Schuhbeck und der Süßwarenhersteller arko. 8 % gaben ausweichende Antworten, darunter Mondelez International (ehemals Kraft Foods). Bei diesen Firmen kann die Verbraucherzentrale nicht ausschließen, dass Eier aus Kleingruppenkäfigen verwendet bzw. die Lieferanten nicht zum Ausschluss verpflichtet werden.
Von den 17 angeschriebenen Handelsketten gaben fünf (Aldi Süd, coop, Edeka, famila und tegut) an, sie setzten ausschließlich Eier aus alternativer Haltung für die Eigenmarken ein. Sechs weitere erklärten, dass sie überwiegend – zu mindestens 90 Prozent – diese Eier verwenden.
Zu wenig Transparenz: Rund zwei Drittel der Hersteller, die geantwortet haben, informieren die Verbraucher auf dem Etikett nicht über die Haltungsform. Das deckt sich auch mit einer Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg im Supermarkt: Von 243 überprüften eihaltigen Produkten trugen über 70 Prozent (174) keine Hinweise zur Haltungsform.
Detaillierte Ergebnisse der Umfrage sind im Internet zu finden unter www.vzhh.de.
„Verbraucher, die frische Eier aus Kleingruppenkäfigen ablehnen, wollen diese auch nicht in Fertiglebensmitteln“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn Eier aus ,Kleingruppenhaltung’ in Fertiglebensmitteln eingesetzt werden, sollte das auf dem Etikett stehen“. Hoffnung macht ein am 22. März auf der Tagesordnung des Bundesrates stehender Entschließungsantrag des Landes Rheinland-Pfalz, mit dem die Bundesregierung aufgefordert werden soll, eine Kennzeichnungspflicht der Haltungsform bei Fertigprodukten einzuführen.
Ein weiteres ungelöstes Problem ist laut Verbraucherzentrale der Verkauf von illegalen Käfigeiern aus anderen EU-Staaten, die das seit dem 1. Januar 2012 EU-weit geltende Käfighaltungsverbot – trotz zwölfjähriger Übergangsfrist – immer noch nicht vollständig umgesetzt haben. „Obwohl die Eier aus illegaler Käfighaltung stammen, können diese unerkannt als Zutaten in unseren Lebensmitteln landen“, so Valet. „Die EU muss endlich Sanktionen gegen diese Staaten einleiten und den Schmusekurs beenden. Der Handel mit Eiprodukten aus illegalen Käfigeiern muss verboten werden.“