Das Fasten hat eine lange Tradition. Bei uns sind vor allem die religiösen Motive der 40-tägigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bekannt. Der Verzicht gilt Gläubigen als Akt der Demut und des Opfers. Moslems befolgen im Ramadan ein strenges Fasten, wenn sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen.
Bei Naturvölkern war das Fasten ein Reinigungsakt vor oder nach Initiationsriten: Indianerjungen fasteten, bevor sie in die Stammesordnung aufgenommen wurden. Medizinmänner verzichteten auf Nahrung, um besondere Kräfte zu bekommen. Und auch in der Yogapraxis spielt das Fasten eine große Rolle. Ende des 19. Jahrhunderts machten amerikanische Ärzte Furore, indem sie das Fasten im Kampf gegen Krankheiten einsetzten. Der heute oftmals verwendete Begriff des Heilfastens wurde in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Dr. Otto Buchinger geprägt.
Befürworter und Gegner des Fastens
Bis heute teilen sich die Gegner und Befürworter des Fastens in zwei Lager: Die einen schwören auf den Nutzen, die anderen warnen vor Gefahren. Viele positive Wirkungen des Heilfastens sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung kaum oder nur ungenügend belegt. Auch nach der Erfahrung von AOK-Medizinerin Hoffmann ist der Effekt des Gewichtsverlustes schnell verflogen, wenn wieder Nahrung aufgenommen wird. Die entschlackende Wirkung sei ebenfalls ein Irrglaube, denn diese Arbeit leisteten schon Leber, Nieren und Darm in ausreichendem Maße. Schließlich seien auch Krankheiten nicht mit Fasten zu heilen.
Hoffmann sieht vor allem einen psychologischen Effekt in der Enthaltsamkeit: "Ich bezwinge meinen Willen, das stimmt mich positiv." Dieser positive Schwung kann gut dazu genutzt werden, ein kurzes Fasten zum Auftakt für eine gesündere Lebensweise zu nutzen. Tabu ist das Fasten aber für Kinder sowie für Schwangere, stillende Mütter, Genesende und für Menschen, die an Krebs, Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einer Schilddrüsenüberfunktion oder anderen Erkrankungen leiden. Auch die veränderte Wirkung von Medikamenten sollte vor dem Fasten stets mit dem Arzt besprochen werden. Und selbst für vollkommen Gesunde gilt: Das Fastenvorhaben sollte immer zuerst mit dem Hausarzt besprochen und von ihm begleitet werden, "da der abrupte Verzicht auf Nahrung auch für Gesunde eine Belastung bedeutet", so Hoffmann weiter.
Hat Ihr Arzt zugestimmt? Dann legen Sie Ihre Fastentage in eine Zeit, in der Sie Urlaub haben oder beruflich nicht so eingespannt sind. Familie und Freunde sollten Bescheid wissen, vielleicht fastet der Partner sogar mit. Sie können zum Durchhalten ermutigen, müssen aber auch auf mögliche Stimmungsschwankungen vorbereitet sein. Als Vorbereitung auf die Fastentage hier einige Tipps:
- Essen Sie nur, wenn Sie wirklich Hunger haben
- Kauen Sie jeden Bissen gründlich
- Hören Sie mit dem Essen auf, wenn Sie satt sind
- Überlisten Sie Ihren Hunger mit einem Glas Tomatensaft, einem Apfel oder einem Becher Joghurt
- Verbannen Sie Dickmacher wie Schokolade und Kekse aus Ihrer Umgebung
- Stillen Sie den Heißhunger vor der Mahlzeit mit Rohkost
Entlastungstag einplanen
Als weitere Vorbereitung auf das Fasten dient ein sogenannter Entlastungstag. Morgens steht ein Bircher Müsli auf dem Speiseplan, mittags reichlich Rohkost mit Quark oder Pellkartoffeln und gedünstetes Gemüse. Abends gibt es wieder Rohkost, Knäckebrot und einen Becher Joghurt.
Am ersten richtigen Fastentag steht üblicherweise eine Darmentleerung auf dem Programm. Hierzu werden 40 Gramm Glaubersalz in drei Viertel Liter Wasser aufgelöst und in kurzer Zeit in kleinen Schlucken getrunken. Neben Tee, Gemüsebrühe und Obstsaft sollten bis zu drei Liter Mineralwasser getrunken werden. In der Regel nehmen Fastende über Gemüsebrühen und Säfte nicht mehr als 250 Kalorien pro Tag auf. Am ersten Tag sollten Fastende zu Hause bleiben, da der Körper viel Ruhe braucht, um sich auf den Verzicht umzustellen. Sauna und heiße Bäder sind tabu, weil sie den Kreislauf zu stark belasten würden. Wird das Fasten nach einigen Tagen beendet, sollte behutsam zu normaler Kost zurückgekehrt werden. Als erste feste Mahlzeiten am Aufbautag eignen sich ein Apfel, eine Kartoffelsuppe, Apfelkompott, eine Gemüsesuppe und Joghurt. Wie immer gilt auch jetzt: viel trinken.
Was ist während des Fastens mit dem Körper passiert? Da ihm kaum mehr Energie zur Verfügung gestellt wurde, hat sich der gesamte Stoffwechsel umgestellt. Die notwendige Energie hat der Körper aus seinen eigenen Depots gezogen, zunächst aus dem Muskeleiweiß, anschließend aus den Fettdepots. Dadurch verliert der Körper an Gewicht. Um die verlorenen Pfunde nicht binnen kurzer Zeit wieder auf den Rippen zu haben, sollte das Fasten als Start zu einer gesünderen Lebensweise genutzt werden. "Jetzt ist eine gute Gelegenheit, im Alltag Ernährung und Bewegung dauerhaft positiv umzustellen", sagt Hoffmann. Nur so lasse sich der Jo-Jo-Effekt aus ständigem Ab- und Zunehmen langfristig verhindern.
Statt auf Nahrung zu verzichten, beschließen manche Menschen, eine Zeitlang keinen Alkohol zu trinken. Das ist zwar kein Fasten und es ist auch keine Vorbereitung notwendig – trotzdem hat man etwas für seine Gesundheit getan.